Tödliche Gefahr: Jeder Vierte schreibt am Steuer SMS

Beim Simsen im Auto steigt das Risiko um das 23-Fache. 560 000 Unfälle passieren, weil der Fahrer abgelenkt ist.

Düsseldorf/München. Jeder weiß, dass es verboten ist. Die meisten (95 Prozent) halten SMS-Schreiben beim Fahren auch für „unakzeptables Verhalten“. Knapp 25 Prozent tun es trotzdem. Vor allem junge Fahrer bis 25 Jahre legen das Handy ungern weg.

Die Gefahr ist zum Greifen nah. An der Ampel einen Blick auf die neue SMS werfen und im Anrollen die Antwort tippen. Dass ein Fahrer das „eben nebenher“ erledigen kann, ist allerdings eine grobe Fehleinschätzung mit dramatischen Folgen.

Rund 560 000 Verkehrsunfälle in Deutschland sind nach einer Berechnung des ADAC auf Ablenkung zurückzuführen — das sind 20 Prozent aller Unfälle. Besonders gefährlich ist es, eine SMS zu schreiben: Das Unfallrisiko steigt laut einer US-Studie um das 23-Fache.

Die Gefahr ist unbestritten, schlägt sich aber nicht unmittelbar in der Statistik nieder. „Viele Unfallfahrer geben nicht zu, dass sie das Handy benutzt haben. Wenn kein Zeuge da ist, kann man es im Nachhinein auch kaum eindeutig nachweisen“, sagt Diane Drawe, Sprecherin des NRW-Innenministeriums.

Landesweit liegt die Zahl der durch Handys verursachten meldepflichtigen Unfälle seit 2008 zwischen 139 und 170 pro Jahr. Beim Kraftfahrt-Bundesamt sind insgesamt 420 000 Handy-Verstöße registriert. Die Zahl der Verstöße im Zusammenhang mit Geschwindigkeitsdelikten hat sich seit 2006 von 3800 auf 6800 erhöht.

Wer bei laufendem Motor mit einem Mobiltelefon in der Hand erwischt wird, der zahlt 40 Euro, dazu kommt ein Punkt in Flensburg. Deutsche Autofahrer sind damit gut bedient: Fast überall in Europa sind die Bußgelder höher — 200 Euro in Spanien, 180 Euro in den Niederlanden, 135 Euro in Frankreich.

Einen Dokumentarfilm zum Thema hat der deutsche Filmemacher Werner Herzog gerade in den USA gedreht.