Trend zu besserer Bildung - doch zu viele bleiben abgehängt

Berlin (dpa) - Der Trend zu besserer Bildung in Deutschland ist unverkennbar: Mehr Kleinkinder nehmen an frühkindlicher Bildung teil. Es gibt mehr Abiturienten und so viele Studienanfänger wie noch nie.

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Die Zahl der erfolgreichen Hochschulabsolventen und auch die Beteiligung an betrieblicher Weiterbildung steigt. Dieses Fazit zieht der neue Nationale Bildungsbericht von Bund und Ländern.

Gleichwohl bleiben nach wie vor zu viele Jugendliche ausgegrenzt: Noch immer ist Bildungserfolg extrem abhängig von der sozialen Herkunft. Noch immer können 18 Prozent der 15-jährigen Schulabgänger nur auf Grundschulniveau rechnen. 5,9 Prozent eines Jahrganges verlassen die Schule ohne Hauptschulabschluss. 28 Prozent der Bachelor-Studenten brechen ihr Studium vorzeitig ab.

„Unser Bericht zeigt ein Bildungswesen zwischen Bewegung und Stillstand“, resümierte der Frankfurter Entwicklungspsychologe Marcus Hasselhorn, Sprecher der Autorengruppe. Auf allen Ebenen steige die Bildungsbeteiligung. „Aber nicht alle gesellschaftlichen Gruppen sind Teil dieser Dynamik.“

Laut Bericht ist der Anteil der Kinder und Jugendlichen, die in einer sogenannten Risikolage in Deutschland groß werden, in den vergangen zwei Jahren zwar leicht gesunken. Gleichwohl wachsen noch immer knapp 30 Prozent der jungen Menschen in bildungsfernen Familien, bei langzeitarbeitslosen und armen Eltern, bei Alleinerziehenden oder Migranten ohne ausreichende deutsche Sprachkenntnisse auf.

„Der Bildungsbericht ist Ermutigung und Auftrag zugleich“, sagten übereinstimmend Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) und die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Sylvia Löhrmann (Grüne/NRW).

Von den 30- bis unter 35-jährigen Frauen und Männern in Deutschland haben laut Bericht 17 Prozent keinen Berufsabschluss. In der Altersgruppe der 60- bis unter 65-Jährigen sind dies 11 Prozent der Männer und 23 Prozent der Frauen. Dagegen ist der Anteil der Menschen mit Hochschulreife bei den 30- bis unter 35-Jährigen mit 43 Prozent inzwischen rund doppelt so hoch wie bei den 60- bis unter 65-Jährigen (22 Prozent).

Einen Schwerpunkt setzt der Bildungsbericht diesmal bei den Bildungschancen für Behinderte und bei der angestrebten Inklusion - dem von einer UN-Konvention verlangten gemeinsamen Unterricht von Behinderten und Nicht-Behinderten. In Deutschland gibt es 493 000 Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf - das sind 6,5 Prozent aller Schüler. 40 Prozent davon gelten als lernbehindert.

Bemängelt wird von den Autoren das Fehlen eines Diagnoseverfahrens nach bundeseinheitlichen Kriterien. Zudem müsse es bei den Hilfen mehr Abstimmung zwischen den verschiedenen Institutionen (Schule, Jugendhilfe, Sozialämter) geben.