Von Morden nichts gewusst: Zschäpe bleibt bei ihrer Version

München (dpa) - Die mutmaßliche Rechtsterroristin Beate Zschäpe bleibt auch in ihrer zweiten Aussage vor Gericht bei ihrer Version: Mit den Morden der rechtsextremen Terrorzelle NSU will sie nichts zu tun gehabt haben.

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Zwar habe sie in ihrer Jugend durchaus rechtsextreme Hetzlieder gesungen. Aber: „Ich sehe einen großen Unterschied zwischen dem Singen solcher Lieder im jugendlichen Alter einerseits und dem Töten von Menschen andererseits.“ Das ließ sie von ihrem Anwalt Hermann Borchert vor dem Oberlandesgericht München verlesen.

Die wegen Mordes angeklagte Zschäpe hatte erstmals im Dezember ihr jahrelanges Schweigen im NSU-Prozess gebrochen und ihren Anwalt Mathias Grasel eine lange Erklärung verlesen lassen. Die Nachfragen von Richter Götzl beantwortete sie schriftlich.

In den Antworten heißt es erneut, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt hätten die zehn Morde an Migranten und einer Polizistin, die dem „Nationalsozialistischen Untergrund“ zur Last gelegt werden, ohne Zschäpes Wissen und ohne ihre Zustimmung verübt. Sie will davon - wie auch von dem Bombenanschlag in Köln - immer erst im Nachhinein erfahren haben.

Den Kummer darüber habe sie sogar in Alkohol ertränken müssen: „Wenn ich alleine zu Hause war, trank ich mehr - ebenso, wenn ich wieder von Straftaten der beiden erfahren hatte.“ Zeitweise habe sie zwei bis drei Flaschen Sekt am Tag getrunken.

Anders als bei ihrer ersten Einlassung äußerte Zschäpe sich aber detaillierter zu Mitgliedern der Neonazi-Szene, die dem Trio im Untergrund geholfen hätten. So habe Böhnhardt ihr erzählt, der Anführer der Chemnitzer „Blood & Honour“-Gruppe, Jan W., habe eine Waffe beschafft.

Sie nannte die Namen weiterer Helfer, die das Trio bei sich versteckten, Wohnungen mieteten, Papiere oder Krankenkassenkarten zur Verfügung stellten oder ein Konto eröffneten. Davon waren die meisten allerdings bereits bekannt und teilweise im Prozess als Zeugen gehört worden.

Zschäpe schilderte nun aber die enge Freundschaft zu dem Mitangeklagten André E. und seiner Frau. Mit der Frau und den Kindern der Familie sei sie oft auf Spielplätze gegangen. „Diese Treffen mit den Kindern taten mir gut, weil ich selbst keine eigenen Kinder bekommen kann.“

Die politische Einstellung Böhnhardts zum Zeitpunkt ihres Kennenlernen schilderte Zschäpe so: „Er war dagegen, dass zu viele Ausländer in Deutschland leben und dadurch eine Überfremdung stattfindet.“ Im Untergrund sei Politik zuletzt aber kaum noch Thema gewesen, hieß es in Zschäpes Erklärung: „In den letzten Jahren haben wir praktisch gar nicht mehr über politische Themen oder Ausländer geredet.“ Dafür seien sie häufig in Restaurants „mit ausländischer Küche“ essen gegangen.

Böhnhardt sei ihr gegenüber handgreiflich geworden, ließ Zschäpe verlauten. Er sei sehr reizbar und cholerisch gewesen - und von Waffen besessen: „Uwe Böhnhardt war ein Waffennarr.“ Sie selbst habe keinen Einfluss auf Böhnhardt und Mundlos gehabt, betonte Zschäpe erneut. „Ich kannte Uwe Böhnhardt seit meinem 19. Geburtstag. Er hat immer das gemacht, und nur das, was er wollte.“