Studie Was Katholiken in ihrer Kirche hält

Düsseldorf · Eine neue Studie benennt Glaube, Familientradition und soziales Engagement als Gründe.

Besondere Gottesdienste wie Heiligabend zählen zu den am meisten genutzten kirchlichen Angeboten.

Foto: picture alliance / dpa/Caroline Seidel

Die katholische Kirche scheint es wissen zu wollen. Ziemlich genau ein Jahr ist es her, dass eine Studie im Erzbistum Essen der Frage nachging, was Menschen zum Kirchenaustritt veranlasst. Einige Schlaglichter damals: Entfremdung und fehlende Bindung sind die wesentlichen Gründe für einen Austritt; die Entscheidung dazu fällen vor allem die 25- bis 35-Jährigen; die Kirche kümmert sich zu wenig um die vielen, die nie oder kaum zu den Gottesdienstbesuchern zählen. Jetzt liegt eine weitere Studie mit dem umgekehrten Fokus vor: Was hält die Menschen trotz allem in der Kirche?

Die repräsentative bundesweite Befragung des Sinus-Instituts in Kooperation mit der kirchennahen Beratungsgesellschaft MDG und im Auftrag des Erzbistums München und Freising versucht diese Frage durch sieben Katholikentypen zu erklären. Dabei bilden die Entfremdeten zwar mit 26 Prozent den größten Anteil, was aber nicht bedeutet, dass bei ihnen allen der persönliche Glaube überhaupt keine Rolle mehr spielt; er deckt sich nur nicht mit der kirchlichen Lehrmeinung. Gleichstark sind die Gruppen der Gemeindeverwurzelten und der „religiösen Freigeister“ (je 16 Prozent). Mit jeweils 13 Prozent bilden die Bekennenden und die Kompromisslos-Beharrenden das, wenn man so will, traditionell-verwurzelte Lager, während die Dienstleistungsorientierten (9 Prozent) und die Sozial-Fokussierten (7 Prozent) einzelne Aspekte kirchlichen Lebens in den Vordergrund stellen.

41 Prozent der Katholiken mehr oder weniger austrittsgefährdet

Fast die Hälfte der Katholiken fühlt sich der Kirche verbunden, steht ihr aber zugleich in vielen Dingen kritisch gegenüber. Diese kritische Verbundenheit bildet in allen Altersgruppen das größte Segment der Kirchenmitglieder. Aber welche Motivation auch immer ausschlaggebend dafür ist, dass Menschen in der Kirche bleiben, unverrückbar sind die Angaben nicht: 41 Prozent der Katholiken in Deutschland seien mehr oder weniger austrittsgefährdet, so die Autoren. Als zum Austritt fest entschlossen gelten allerdings nur sieben Prozent. Die Jüngeren neigen eher dazu als die Älteren.

Bei der Frage, welche kirchlichen Angebote besonders populär sind, stehen die besonderen Gottesdienste bei drei von vier Katholiken im Vordergrund, gefolgt von den normalen Sonntagsgottesdiensten (55 Prozent). Alle anderen abgefragten kirchlichen Angebote werden im Schnitt von weniger als der Hälfte in Anspruch genommen.

Aber unabhängig vom eigenen Nutzen sind zwei Drittel  der Befragten vom kirchlichen Engagement für Benachteiligte überzeugt und rund die Hälfte ist der Ansicht, dass die Kirche soziale Einrichtungen besser betreibt als der Staat. Die moralischen Interventionen der Kirche scheinen dagegen weniger zu fruchten: Nur eine Minderheit der Katholiken gibt an, die Kirche sei für sie moralischer Kompass im Leben.

Die dominanten Motive für die Kirchenmitgliedschaft sind der Glaube an Jesus Christus, die Bedeutung kirchlicher Amtshandlungen wie Taufe, Trauung und Beerdigungen und das soziale Engagement der Kirche, aber auch die Familientradition. Mehr als die Hälfte der Befragten geben an, Kirche sei mit dem Gefühl von Heimat, Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit verbunden.

Basis für die Studie waren knapp 1400 Telefoninterviews bundesweit und noch einmal 1000 Interviews mit Katholiken im Bistum München und Freising. Die Befragung erfolgte in der zweiten Jahreshälfte 2017. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse am Dienstag in München.