Was wird aus Stephanie zu Guttenberg?
Berlin (dpa) - Mannheim, Industrie- und Handelskammer, am 21. März 2011: Ein Vortrag steht auf dem Veranstaltungskalender. Da werden vermutlich viele Männer sitzen und nur wenige Frauen. Aber eine soll Glanz in die Runde bringen: Stephanie zu Guttenberg ist als Rednerin angekündigt.
Die ausgebildete Textilbetriebswirtin wird über Corporate Social Responsibility reden, über die unternehmerische Verantwortung für gesellschaftliche Belange, über das Spannungsfeld zwischen harter Wirtschaft und ehrenamtlicher Tätigkeit.
„Die Arbeit geht weiter“, sagt die Sprecherin des Vereins Innocence in Danger, der sich gegen den sexuellen Missbrauch von Kindern und Verbreitung von Kinderpornografie im Netz engagiert. Auch nach dem Rücktritt ihres Mannes werde sich Stephanie zu Guttenberg, seit 2009 Präsidentin der deutschen Sektion des Vereins, weiter um ihre Aufgaben kümmern. Mit dem Privatsender RTL II arbeitet der Verein an einer „Präventationsinitiative“ - dass zu Guttenberg dabei in der Öffentlichkeit in Erscheinung treten wird, ist indes wenig wahrscheinlich.
Die gebürtige Münchnerin, Ururenkelin des Reichskanzlers von Bismarck, hatte zum Spurt auf der Überholspur angesetzt, bevor ihr Mann wegen seines Doktortitels ins Gerede kam. Nichts und niemand und keine Kritik konnten sie aufhalten. Bei seinen öffentlichen Terminen gehörte sie immer wieder an seine Seite. Die Adlige mit dem resoluten Auftreten reiste mit ihm nach Afghanistan, gastierte mit ihm bei einem Benefizkonzert in der Berliner Philharmonie und besuchte mit ihm die TV-Gala „Ein Herz für Kinder“. Der Hohn kam zuerst aus Reihen der Opposition, die das Strahlemann-Paar als „Ken und Barbie“ verspottete.
Doch ist nun Schluss mit der Dauerparty auf dem Polit- und Party-Parkett? „Die fabelhaften zu Guttenbergs werden ihre Medien- und Selbstdarstellungsstrategie komplett überdenken müssen“, sagt der Berliner Medienexperte Robin Meyer-Lucht, der seinen Doktortitel so lange nicht führen wollte, wie Karl-Theodor zu Guttenberg als Verteidigungsminister im Amt war. „Die Marke zu Guttenberg steht in Generalverdacht des Blendertums. Auch Stephanie wird kämpfen und sich einen seriöseren Auftritt verschaffen müssen.“
Von manchen Boulevardmedien insgeheim schon als eigentliche First Lady gefeiert und von den großen TV-Kanälen hofiert - ist das künftig überhaupt noch möglich mit einem Mann, der vorläufig keine Ämter hat? Oder droht nun der Absturz in die Bedeutungslosigkeit? Stephanie hat ihren Reiz und eine Frische, die formatfüllend ist, wie Medienkenner es gerne formulieren. Nicht zuletzt wegen dieser Fähigkeiten, die nicht in Zusammenhang mit den Ämtern ihres Mannes stehen, hat sie für Gesprächsstoff gesorgt. Zum Beispiel, als sie auf Günther Jauchs Ratestuhl im „Wer wird Millionär?“-Prominentenspecial saß, sich ein Bierchen genehmigte und quasi im Vorbeigehen 500 000 Euro gewann - für den guten Zweck natürlich.
Auch dem Sender RTL II verschaffte sie kurzzeitig Auftrieb, als sie als Mitpräsentatorin der TV-Reihe „Tatort Internet“ Starthilfe gab. Mit ihr bekam das Format seine Kraft, die es brauchte, um öffentlich diskutiert zu werden. Kaum zu glauben, denn Stephanie ließ sich ausschließlich bei der Premiere am 7. Oktober auf dem Bildschirm blicken - aber ihr Name überstrahlt immer noch diese Sendung.