Westerwelle will um seine Ämter kämpfen
Einen Rücktritt schließt er schon vor Schließung der Wahllokale aus. In der Partei rumort es.
Berlin. Diesmal ließ sich Guido Westerwelle besonders viel Zeit. Erst 75 Minuten nach Schließung der Wahllokale kam er mit seinem Präsidium in das Atrium der FDP-Zentrale, um die schwerste Landtags-Niederlagen seiner zehnjährigen Amtszeit als Parteichef zu kommentieren.
Eine Mischung aus Trotz und „Wir haben verstanden“, war dann seine erste Reaktion. „Dieser Wahlabend geht an niemandem spurlos vorbei“, deutete er inhaltliche und personelle Konsequenzen an. Konkreter wurde er nicht, während im Saal Spekulationen über einen baldigen Rückzug vor allem von Wirtschaftsminister Rainer Brüderle kursierten.
Der Schock hatte sich zuvor nur langsam gelöst. Erst betretenes Schweigen, als die Ergebnisse über die Bildschirme flimmern. Dann nur halblautes Gemurmel. Mit Niederlagen hatten sie hier alle gerechnet. Aber so?
Im liberalen Stammland Baden-Württemberg gerade so im Landtag. In Mainz ganz draußen. Nach dem Abschied aus dem Landtag von Sachsen-Anhalt die dritte Pleite in sieben Tagen.
Der Parteichef versuchte, die Personaldebatte um seine Person im Keim zu ersticken. „Unter keinen Umständen“ werde er am Wahlabend auf eines seiner Ämter verzichten, ließ er noch vor Schließung der Wahllokale wissen. Danach versuchte er den Grund für die dramatischen FDP-Verluste auf die Krisen-Themen Japan, Libyen und Euro zu schieben. Keiner konnte aber so richtig erklären, warum vor allem die FDP so stark hat Federn lassen müssen.
Die Glaubwürdigkeitsdebatte wird vor allem den Außenminister treffen, waren sich Führungsleute sicher. Allerdings steht niemand bereit, der Westerwelle als Parteichef ablösen will. Die Julis verlangten deshalb nur den Rückzug aller Vize-Parteichefs. Fraktionschefin Birgit Homburger ließ wissen, dass sie durchhalten will.