Willkommen im System

Die gute Nachricht zuerst: Die Piraten sind reifer geworden. Ihr Parteitag in der bayrischen Provinz ist nicht ganz so chaotisch verlaufen wie gedacht. Und mit ihrem detailverliebten Wahlprogramm haben sie zumindest ihr inhaltliches Vakuum geschlossen.

Die schlechte Nachricht ist: Genau diese Reife könnte in den kommenden Monaten zum Problem werden. Die Stärke der Piraten lag immer auch in der Abgrenzung zu den etablierten Parteien. Sie ist nun endgültig Geschichte. Denn mit den Beschlüssen ihres Parteitages haben sich die Freibeuter der Konkurrenz gefährlich angenähert. Galt einst als Markenkern, niemanden dazu zu zwingen, sich festzulegen, stehen die Piraten jetzt (wie andere auch) für ein bedingungsloses Grundeinkommen, für Volksentscheide und Mindestlohn. Die konventionslose Internet-Mitmach-Partei ist im Parteiensystem angekommen.

Hinzu kommen Flügelkämpfe, Querelen und Skandale, an der streitsüchtigen innerparteilichen Stimmung wird auch die neue Geschäftsführerin zu knapsen haben. Von Geschlossenheit sind die Piraten weit entfernt. Wer wählt aber eine Partei, die sich auf offener Bühne regelmäßig selbst zerfleischt? Wohl nur jene, denen alles egal ist.