Wolfgang Bosbach verlässt die Politik
Berlin (dpa) - Der populäre CDU-Politiker Wolfgang Bosbach will nicht noch einmal für den Bundestag kandidieren. „Mit Ablauf dieser Wahlperiode werde ich meine politische Arbeit endgültig beenden“, sagte der 64-Jährige, der auch durch seine zahlreichen Talkshow-Auftritte bekannt geworden ist.
Für seinen Rückzug im kommenden Jahr gebe es „sowohl politische als auch sehr persönliche“ Gründe, sagte Bosbach der dpa. In einigen wichtigen politischen Fragen könne er die Haltung seiner Partei nicht mehr mit der nötigen Überzeugung vertreten. Zuletzt hatte Bosbach vor allem die Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kritisiert, davor die Milliardenhilfen für Griechenland.
Zu den persönlichen Gründen zählt seine angeschlagene Gesundheit. Der Vater von drei erwachsenen Töchtern ist seit Jahren unheilbar an Krebs erkrankt. „Heute in acht Tagen geht es schon wieder ins Krankenhaus zu einer schwierigen Operation“, sagte er am Dienstag im WDR. „Und wenn man merkt, dass die Kraft nachlässt, dann muss man sich schon gut überlegen, wofür man diese Kraft noch aufwendet.“ Im Juni war Bosbach bei einem Messe-Auftritt in Hamburg zusammengebrochen, im Juli auf Mallorca in einen Gullyschacht gestürzt.
In der CDU wurde die Entscheidung mit Bedauern aufgenommen. Der nordrhein-westfälische CDU-Vorsitzende und stellvertretende Bundesvorsitzende Armin Laschet sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Online-Ausgabe): „Dem Bundestag wird er fehlen. Als Freund wird er bleiben.“
Der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Stephan Mayer, würdigte Bosbach als verlässlichen, integren, fleißigen und kompetenten Politiker. „Er hat wie kaum ein anderer Parlamentarier in den letzten beiden Jahrzehnten die Innenpolitik der CDU/CSU geprägt und verkörpert“, sagte Mayer dem Blatt. Der Vorsitzende der Mittelstandsvereinigung der Unionsfraktion im Bundestag, Carsten Linnemann (CDU), sagte der „Rheinischen Post“: „Er ist ein Glücksfall für die Politik, deshalb ist es bitter, dass er uns verloren geht.“
Bosbach sitzt seit 1994 im Bundestag, bis 2009 war er Vizechef der Unionsfraktion. Zeitweise wurde er sogar als Innenminister gehandelt. Allerdings galt er immer auch als Querdenker und Abweichler. „In einigen wichtigen politischen Fragen kann ich die Haltung meiner Partei nicht mehr mit der Überzeugung vertreten, wie ich sie gerne vertreten würde - und wie ich sie auch vertreten müsste, falls ich noch einmal für die CDU für den Bundestag kandieren würde“, sagte er jetzt in Berlin.
In seinem CDU-Kreisverband im Rheinisch-Bergischen Kreis bei Köln hätten alle enttäuscht auf seine Ankündigung reagiert, sich zurückzuziehen. Viele hätten aber bereits mit der Entscheidung gerechnet, sagte Bosbach. Der Verband hat bereits mit der Suche nach einem Nachfolger begonnen.