Porträt Jutta Cordt steht im Visier der Justiz

Die Bamf-Chefin soll von den Bremer Vorfällen gewusst haben.

Jutta Cordt übernahm ein Bundesamt, was im Herbst 2015 in der Antragsflut von hunderttausenden Flüchtlingen untergegangen ist.

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Berlin. Jutta Cordt (54) weiß, was in den kommenden Wochen auf sie zukommen könnte. Die Präsidentin des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (Bamf) ist Juristin. Zwischen 2013 und 2016 sollen in der Bamf-Außenstelle in Bremen mindestens 1200 Menschen Asyl bekommen haben — ohne ausreichende rechtliche Grundlage. Cordt soll kurz nach ihrem Amtsantritt als Präsidentin im Februar 2017 über die Vorfälle informiert worden sein.

Entgegen „Bild“-Zeitungs-Berichten prüft die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth derzeit noch, Ermittlungen wegen des Verdachts der Beihilfe zum unerlaubten Aufenthalt gegen Cordt einzuleiten. Eine Anzeige liegt bei der Generalstaatsanwaltschaft vor. Erste Politiker fordern derzeit ihren Rücktritt.

Die leidenschaftliche Motorradfahrerin mit dem Kurzhaarschnitt sollte Gegenwind gewohnt sein. Ein Helm wird sie dieses Mal nicht schützen. Ohne Parteibuch machte die verheiratete Cordt bis dato Karriere bei der Bundesagentur für Arbeit. Duisburg, Ravensburg, Saarbrücken, Chemnitz und Berlin hießen ihre Stationen, bevor sie die Leitung des Bamfs in Nürnberg übernahm.

Fleiß, Pflichtbewusstsein und Durchsetzungsstärke brachte die heute 54-Jährige ohne Hilfe einer Frauen-Quote an die Spitze der Bundesbehörde. Frank-Jürgen Weise, ehemaliger Chef der Bundesagentur für Arbeit und bis Ende 2016 Vorgänger und Fürsprecher von Cordt beim Bamf, verteidigt sie. „Es wäre unfair und auch unzulässig, ihr Vorfälle anzulasten, die lange vor ihrer Verantwortungsübernahme im Bamf geschehen sind.“

Mit großen Vorschuss-Lorbeeren übernahm Cordt ein überfordertes Bundesamt, was im Herbst 2015 in der Antragsflut von hunderttausenden Flüchtlingen untergegangen ist. Nach dem Rücktritt von Bamf-Leiter Manfred Schmidt im Jahr 2015 und den Umbau-Maßnahmen von Weise bis zu dessen altersbedingter Aufgabe sollte Cordt das Amt zu mehr Effizienz führen und aus einem Chaos-Laden eine leistungsfähige Behörde formen. Sie habe „Nerven, so stabil wie die Stahlseile der Golden-Gate-Brücke“, verriet Cordt vor Amtsantritt. Die wird sie in den kommenden Wochen wohl brauchen.