Berlin. Dem TV-Duell zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier fehlte es - trotz einiger munterer Stellen - an Leidenschaft.
Einen klaren Sieger gab es nicht. Nach einer Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen sahen 28 Prozent der Zuschauer Merkel vorne, 31 Prozent Steinmeier. Infratest ermittelte 42 Prozent für Merkel und 43 Prozent für Steinmeier.
Die Noch-Koalitionspartner ließen sich von den teilweise sehr aggressiv agierenden Moderatoren kaum dazu verleiten, eine unsachliche Auseinandersetzung zu führen. Steinmeier setzte allerdings klarer auf Angriff.
Gleich zu Beginn bezeichnete er Merkel als Kandidatin einer schwarz-gelben Koalition und sich selbst als "bessere Alternative". Auf die Frage, ob Merkel für ihn eine "Marktradikale" sei, antwortete er: "Das kann ich nicht mit letzter Sicherheit beantworten." Er lobte die Erfolge der Großen Koalition, die allerdings wegen CDU und CSU unter ihren Möglichkeiten geblieben sei, etwa mit Blick auf die Mindestlöhne.
Angela Merkel gab sich zunächst etwas präsidialer als Steinmeier. Deshalb betonte auch sie, dass die Koalition "gut gearbeitet" habe, und verwies darauf, dass Arbeitslosigkeit und Verschuldung vor Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise gesunken seien. Sie stellte allerdings heraus, dass dies unter "ihrer Führung" geschehen sei.
Unterschiede zwischen den Duellanten zeigten sich beim Thema Atomenergie. Merkel bezeichnete Atomkraftwerke als Brückentechnologie und warb um eine Verlängerung der Laufzeiten. Steinmeier kritisierte diese Haltung und verwies auf die Pannen im Kraftwerk Krümmel und auf die in Salzlauge schwimmenden Fässer im Atommüllager Asse.
Zu einem direkten Schlagabtausch kam es beim Thema Steuerpolitik. Merkel warb für moderate Steuersenkungen in der kommenden Legislaturperiode, um Wachstum zu generieren. Steinmeier wandte sich daraufhin direkt an Merkel und attestierte ihr ein "Glaubwürdigkeitsproblem".
Um Steuersenkungen mit der FDP in Höhe von 50 Milliarden Euro umzusetzen, benötige Merkel für 2010 und 2011 neun Prozent Wirtschaftswachstum. "Das hat es noch nie gegeben", sagte Steinmeier - um sich von Merkel gleich einen Rüffel einzufangen: "Diese Zahlen sind schlicht falsch."
So etwas wie Streit gab es schließlich bei der Koalitionsfrage. Merkel unterstellte Steinmeier einmal mehr, gemeinsame Sache mit der Linken zu machen. Dies habe sich bei der Wahl zum Bundespräsidenten gezeigt.