Klinikärzte streiken vor Verhandlungen
Köln (dpa). Mit bundesweiten Warnstreiks und einer Kundgebungin Köln haben Klinikärzte versucht, in den Tarifverhandlungen denDruck auf die Arbeitgeber zu erhöhen.
Nach Angaben der GewerkschaftMarburger Bund (MB) beteiligten sich am Montag insgesamt mehreretausend Ärzte in über 100 kommunalen Krankenhäusern an der eintägigenAktion.
Auf die Patienten habe dies keine größeren Auswirkungengehabt, sagte ein MB- Sprecher. „Nur in Einzelfällen wurden planbareOperationen verschoben, die Notfallversorgung war überallgewährleistet.“ Am Abend sollte in Köln die vierte Runde derTarifverhandlungen für die rund 55 000 Ärzte an kommunalen Klinikenbeginnen.
Zuvor kamen laut MB rund 1200 Mediziner aus mehreren Bundesländernzur zentralen Kundgebung nach Köln. Aus Nordrhein-Westfalenbeteiligten sich unter anderem Ärzte von Kliniken in Siegen,Remscheid, Gelsenkirchen, Marl, Münster, Dortmund, Bielefeld, Bonn,Solingen und Düren. In weißen Kitteln und mit Trillerpfeifen zogensie am Verhandlungsort vorbei.
Auf Plakaten hieß es zum Beispiel„Arzt sein - Vom Traum-Job zum Job-Trauma“ oder „Kein Nachtdienst zumBilliglohn“.Die Ärzte verlangen fünf Prozent mehr Gehalt und bessere Bezahlungder Bereitschaftsdienste. „Wir erwarten Bewegung bei denArbeitgebern“, sagte der Chef der Ärztegewerkschaft Marburger Bund(MB), Rudolf Henke, der Deutschen Presse-Agentur dpa. „Wenn es keineAnnäherung gibt, schließen wir eine Urabstimmung nicht aus.“
Schonjetzt seien 5000 Arztstellen unbesetzt, weil schlechte Bedingungenjunge Ärzte abschreckten. Nach MB-Angaben gibt es in Deutschland etwa800 kommunale Kliniken, rund 100 davon haben aber einen eigenenHaustarifvertrag.
Die Vereinigung kommunaler Arbeitgeber (VKA) weist die Forderungender Ärzte-Gewerkschaft als unerfüllbar zurück. Sie hat vorgeschlagen,die Ärzte-Gehälter genau wie die der übrigen Krankenhaus-Beschäftigten um 2,3 Prozent zu erhöhen. Die deutschen Ärzteverdienten ohnehin schon Spitzengehälter im europäischen Vergleich,sagte VKA-Verhandlungsführer Joachim Finkenburg dem Audio-Dienst derdpa. Auch bei den Bereitschaftdiensten habe es in den vergangenenJahren bereits „Gehaltsanpassungen“ gegeben.