Köhler fordert Kultur der Achtsamkeit
Der Bundespräsident geißelt die Gier von Finanzakteuren und den Raubbau an der Natur.
Berlin. Angesichts des Amoklaufs von Winnenden und des Münchner S-Bahn-Mords hat Bundespräsident Horst Köhler zum Jahresausklang eine neue Kultur der Achtsamkeit angemahnt. "Wir haben in diesem Jahr Taten erlebt, die uns an die Grenze des Verstehbaren geführt haben", sagte Köhler in seiner Weihnachtsansprache. Diese Vorfälle seien aber auch eine Aufforderung: "Die Aufforderung, nachzudenken über uns selbst und wie wir zusammenleben."
Zur Achtsamkeit gehöre aber auch der Einsatz für eine gerechte Weltordnung, sagte Köhler und rief die Verantwortlichen der Finanzkrise zur "Einkehr" auf: "Wir haben gerade erlebt, dass Maßlosigkeit bei Finanzakteuren und Mängel bei der staatlichen Aufsicht die Welt in eine tiefe Krise gestürzt haben." Vor diesem Hintergrund mahnte das Staatsoberhaupt mehr "Ehrbarkeit" in der Finanzwirtschaft an: "Wir brauchen das Verständnis dafür, dass Geld den Menschen dienen muss und sie nicht beherrschen darf."
In seiner Ansprache, die am 1.Weihnachtstag um 19.08 Uhr im ZDF ausgestrahlt wird, forderte der Bundespräsident ferner "eine Politik, die über den Tag hinaus denkt und handelt", sowie einen verantwortungsvolleren Umgang mit der Umwelt. "Wenn wir wollen, dass unsere Erde - und wir haben nur die eine - auch morgen noch eine gastliche Heimat sein soll, dann müssen wir achtsamer mit den natürlichen Lebensgrundlagen umgehen." Das bedeute für jeden einzelnen, bewusster zu leben.