L-Frage: CDU in NRW vor Neuanfang

Armin Laschet oder Karl-Josef Laumann sollen die Partei aus der Krise führen. Womöglich einigen sich die Konkurrenten noch.

Düsseldorf. Es ist nun zehn Tage her, seitdem die nordrhein-westfälische CDU ins nahezu Bodenlose stürzte und mit etwas über 26 Prozent das mit großem Abstand schlechteste Ergebnis der Geschichte einfuhr.

Der Schock sitzt den Christdemokraten immer noch in den Knochen, doch nun zeichnet sich zumindest ein personeller Neuanfang ab.

Am Donnerstag tagen ab 17 Uhr die Spitzengremien der Landespartei in der Zentrale an der noblen Düsseldorfer Wasserstraße, um ein Personaltableau für den Parteitag am 30. Juni zu beschließen.

Dann soll der Nachfolger von Norbert Röttgen gefunden werden, der zehn Minuten nach Schließung der Wahllokale die Verantwortung für das CDU-Desaster übernommen hatte und zurückgetreten war. Stand Dienstag gibt es zwei Aspiranten: Armin Laschet und Karl-Josef Laumann. Doch scheint eine Einigung der Konkurrenten möglich.

Noch vor wenigen Tagen schien es auf eine Kampfkandidatur zuzulaufen. Laumann hatte schon in der vergangenen Woche auf eine Entscheidung zu seinen Gunsten gedrängt und versucht, Fakten zu schaffen, indem er sich am Dienstag zum Chef der Landtagsfraktion für die gesamte Legislaturperiode wählen lassen wollte. Das konnten Laschet und seine Helfer verhindern.

Laumann wurde nur bis Ende Juni gewählt. Beide sondierten in den Tagen danach die Lage, es gab auch zahllose Telefonate mit dem Berliner Kanzleramt. Dort versucht Kanzleramtsminister Ronald Pofalla, der aus Goch stammt, im Sinne von Kanzlerin Merkel den Prozess zu steuern.

Es kommt also auch auf die Gunst der Berliner an. Da scheint Laschet im Moment die Nase vorne zu haben. Denn während er den Rauswurf Röttgens aus Merkels Kabinett verteidigte, kritisierte ihn Laumann scharf. Laschet hatte nicht immer Freunde in Berlin. Sein Werben in eigener Sache nach einem Integrationsminister sorgte dort vor zwei Jahren für Naserümpfen.

Laschet war vor zwei Jahren Röttgen im Kampf um den Landesvorsitz und später Laumann im Ringen um den Fraktionsvorsitz unterlegen. Er wittert nun seine letzte Chance, endlich in die erste Reihe vorrücken zu können. Der Wirtschaftsflügel der CDU sprach sich schon einmal für ihn aus. Auch wenn er als Liberaler gilt, ist er doch wirtschaftspolitisch konservativ im Vergleich zum ausgewiesenen Sozialpolitiker Laumann.

Der ist parteiintern sehr beliebt, weil der gelernte Schlosser und überzeugte Westfale als ehrlich und authentisch gilt. Er war schon in den vergangenen zwei Jahren Fraktionschef der CDU. Die Rolle als Oppositionsführer gegen Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) füllte er nur selten restlos überzeugend aus.

In den vergangenen Tagen häuften sich nun die Stimmen von der Basis, die eine Einigung verlangen, um eine starke Figur als Gegenspieler für Kraft aufzubauen. Sollte Laumann verzichten, könnte ihm dies mit einem Wechsel im kommenden Jahr in den Bundestag schmackhaft gemacht werden. Da hatte er sich zwischen 1990 und 2005 bereits einen Namen als durchsetzungsstarker Sozialpolitiker gemacht.