Afrika: Besuch bei einer lebenden Legende

Auf ihrer viertägigen Afrika-Reise sprach Bundeskanzlerin Angela Merkel mit dem ehemaligen südafrikanischen Präsidenten Nelson Mandela über den Kampf gegen Aids.

Johannesburg. Nelson Mandela geht unsicher. Der 89-jährige Ex-Präsident von Südafrika und Träger des Friedensnobelpreises, der schon zu Lebzeiten als Sieger über die Apartheid eine Legende ist, muss sich auf einen elfenbeinfarbenen Stock stützen. Links hat ihn seine Frau Graca Machel untergehakt. Trotz der Gehprobleme bringt er an diesem Samstagvormittag in Johannesburg die deutsche Bundeskanzlerin zum Ausgang des Gebäudes der nach ihm benannten Stiftung.

Angela Merkel und der alte Mann scheinen sich gut verstanden zu haben. Mandela scherzt mit den Fotografen. Merkel lächelt. Und wirkt immer noch gefesselt von den Momenten, in denen sie mit dieser historischen Figur, dem in aller Welt verehrten Mann, reden konnte. "Es war für mich ein bewegender Moment, Nelson Mandela zu erleben und zu sprechen", sagt sie kurz danach.

Es war ein besonderer Wunsch der Bundeskanzlerin, auf ihrer viertägigen Afrika-Reise auch Mandela zu sehen. Sie war ihm zuvor nicht persönlich begegnet. Schon zu DDR-Zeiten hatte sie sein Schicksal verfolgt. Dass es zu dem Termin dann kam, konnten die Kanzlerin und Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD), die die Kanzlerin auf ihrer Reise begleitete, als Ehre betrachten.

Mandelas Ehefrau Graca Machel bestimmt das Gespräch mit der deutschen Delegation zu einem großen Teil mit. Sie war früher mit dem Staatsoberhaupt von Mosambik verheiratet und gilt als eine der prägenden Frauen Afrikas. Sie würdigt den Einsatz der Kanzlerin für den EU-Afrika-Gipfel im Dezember. Sie warnt davor, die Frage der Teilnahme von Simbabwes autoritär regierenden Staatsoberhaupts Robert Mugabe zu sehr in den Mittelpunkt zu stellen.

Immer wieder mischt sich Mandela aber selbst in das Gespräch ein. Seine Botschaft lautet: Das Wichtigste ist Frieden. Keine Gewalt. Alle Konflikte in Afrika - im Sudan, Kongo oder Somalia - müssten friedlich gelöst werden. Das ist seine Hauptbotschaft. Er räumt ein, dass er dies nicht immer so gesehen, sondern sich erst in der langen Haftzeit zur Maxime gemacht hat.

Seine Stiftung hat die Bekämpfung der Geißel Aids in Südafrika als Hauptziel. Nirgendwo auf der Welt gibt es eine höhere Infektionsrate mit dem HI-Virus als in diesem Land. Doch trotz der wachsenden Wirtschaftskraft und des steigenden Wohlstands verfolgt der Staat keine Aids-Präventionspolitik. Hier setzen Mandela und seine Stiftung an - unter anderem mit Aufklärungsarbeit über die Immunschwächekrankheit ein, die das öffentliche Gesundheitswesen bislang noch vernachlässigt.

Bei dem Treffen kündigt Entwicklungsministerin Wieczorek-Zeul auch an, aus ihrem Etat weitere 2,5 Millionen Euro für die Mandela-Stiftung zur Verfügung zu stellen. Mandela reagiert erfreut: "Sie haben mich jünger gemacht", sagt er. Zum Abschied umarmt Wieczorek-Zeul Machel. Und Kanzlerin Merkel wünscht Nelson Mandela: "Für Sie das Beste."