Ausbildung: Appell an türkische Unternehmer

Landesregierung fordert Firmenchefs auf, Lehrstellen zu schaffen.

Düsseldorf. Die nordrhein-westfälische Landesregierung startet eine ungewöhnliche Initiative, um bei ausländischen Unternehmern Ausbildungsplätze einzuwerben. „Wir schreiben jeden persönlich an und fordern ihn auf, Lehrstellen anzubieten“, sagte NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider (SPD).

Landesweit haben 146 000 der 765 000 Selbstständigen in NRW eine Zuwanderungsgeschichte, 23 000 von ihnen sind Türken. „Das ist eine große Spannbreite vom Obst- und Gemüsehändler bis hin zum Betonbauunternehmer“, sagte Schneider.

Doch die Kultur der Berufsausbildung sei dort nicht ausgeprägt, es handele sich nach Schneiders Einschätzung weitgehend um ein Anlernen ohne die begleitende theoretische Vertiefung.

In den Bereichen Bildung und Arbeit ist die Lage gerade der Moslems in NRW noch nicht gut, räumt Schneider ein und verweist auf die Ergebnisse zweier Studien.

Doch dort lasse sich auch ein höchst erfreulicher Trend beobachten: „Die ausländischen Arbeitnehmer integrieren sich immer besser in die Gesellschaft und nehmen immer mehr am öffentlichen Leben teil“, sagte er. Für nahezu alle Türken sei der Kontakt zu Deutschen Alltag und selbstverständlich, gerade in Sportvereinen seien sie immer mehr aktiv.

Diese wissenschaftlich belegte Entwicklung stehe im krassen Gegensatz zu den Thesen des Bestsellerautors Thilo Sarrazin, dessen Buch „Deutschland schafft sich ab“ vor rund einem Jahr erschien. „Was Sarrazin da schreibt, ist Unsinn. Am besten setzt man dem die tagtägliche Integrationsarbeit entgegen“, sagte Schneider.

Mit dem neuen Gesetz zur Integration und Teilhabe will die rot-grüne Minderheitsregierung neue Wege beschreiten. Landesweit werden 52 Integrationszentren geschaffen. Sie ersetzen die bisherigen lokalen Anlaufstellen und arbeiten erstmals koordiniert und nach zentralen Vorgaben. Das Land gibt 14 Millionen Euro — auch fürs Personal.

Mit dem Gesetz soll zudem erstmals den Bedürfnissen der moslemischen Minderheit etwa bei Speisen und Riten Rechnung getragen werden — was sich dann etwa in Speiseplänen vor Kureinrichtungen niederschlagen kann. „Damit sind wir bundesweit Vorreiter“, sagte Schneider.