Autoverkehr: Der Kick für mehr Sicherheit

Neue Ideen gegen Sekundenschlaf auf den Autobahnen: Das Land setzt unter anderem auf das Wunder von Bern.

Düsseldorf. Die Sprüche wirken besser als eine Tasse italienischen Kaffees oder ein Glas österreichischer Hallo-Wach-Brause: "Rahn müsste schießen. Rahn schießt. Tor! Tor! Tor!" Die entscheidenden Passagen aus der Reportage von Herbert Zimmermann zum 54er Fußballwunder von Bern gehören heute zur Allgemeinbildung und sollen auf der A 40 für einen emotionalen Kick sorgen, der Autofahrer vor dem Einschlafen bewahrt.

Ein deutschlandweit einmaliges Konzept stellte am Montag NRW-Verkehrsminister Lutz Lienenkämper (CDU) vor. Die Autobahnfahrt soll interessanter und damit sicherer werden. "In der Forschung ist bekannt, dass Menschen in einem monotonen Umfeld unbewusst schneller fahren und unterfordert sind", sagte Lienenkämper.

Zur Monotonie tragen die ewig gleichen Lärmschutzwände bei, die sich regelmäßig mit dem absolut identischen "Straßenbegleitgrün" abwechseln. Da weiß der Fahrer nicht mehr, ob er auf der Autobahn in der Höhe Hannover, Gelsenkirchen oder Köln unterwegs ist, da wächst die Müdigkeit, da sinkt die Aufmerksamkeit rapide.

Optische Reizsignale können da helfen und die Fahrer wieder fit machen. "Das haben umfangreiche Tests mit 200Personen ergeben", sagte der Kölner Verkehrspsychologe Egon Stephan.

Zu den neuen Ideen gehören eben die Passagen aus der 54er-Reportage vom Fußball-WM Endspiel, die an drei aufeinanderfolgenden Autobahnbrücken über der A 40 im Raum Essen schon bald zu lesen sein werden.

"Unsere Untersuchungen haben gezeigt, dass eine Stimulation der Aufmerksamkeit positiv ist. Das darf natürlich nicht zu einer Überforderung werden", sagte Psychologe Stephan.

Also: Mit dem Handy telefonieren ist zu viel der Ablenkung, eine bunt bemalte Lärmschutzwand aber gerade die richtige Stimulanz gegen den Sekundenschlaf. "Durch den Sekundenschlaf oder den Schlaf mit offenen Augen wird die Hälfte aller Unfälle auf den Autobahnen mit tödlichem Ausgang verursacht", so Minister Lienenkämper.

NRW sieht sich selbst als Vorreiter für schönere und sicherere Autobahnen. Die ersten Projekte auf der A 40 und auf der A 42 - die sich von einer tristen Ruhrgebiets-Staumeile zu einer sogenannten "Parkautobahn" mit viel Grün am Straßenrand wandeln sollen - laufen bereits an. Sie alle werden von den 360 Millionen Euro bezahlt, die Bund und Land jährlich für den Erhalt der Autobahnen ausgeben.