"Benimm-AG": Musterschule in Essen lehrt Manieren
Eine Essener Realschule bringt ihren Schülern Benehmen bei. Der Rektorin geht es dabei um viel mehr als Etikette-Regeln. Übergeordnetes Ziel ist die Erziehung zur Verantwortung für sich und andere.
<strong>Essen. Ordentliche Tischmanieren, die richtige Begrüßung des zukünftigen Chefs oder die angemessene Kleidung bei einem Opernbesuch: An der Albert-Einstein-Realschule in Essen können Schüler dies seit fünf Jahren in einer eigenen Arbeitsgemeinschaft lernen und üben. In der "Benimm-AG" beschäftigen sich 16 Jugendliche der 9. und 10. Klassen jede Woche zwei Stunden lang mit dem richtigen Verhalten im Alltag und in Bewerbungsgesprächen.
Die Regeln des Tischdeckens und Serviettenfaltens gehören ebenso dazu wie ein Krankenbesuch oder das Verhalten bei einer Betriebsfeier. Die Schule arbeitet dabei mit zwei Restaurants zusammen, in denen die Schüler einen Schnellkurs im richtigen Kellnern bekommen.
Den Schülern ist vor allem die spätere Anwendbarkeit wichtig. "Man lernt etwa, wie man sich vorstellt. Dabei bin ich schon sicherer geworden", sagt die 17-jährige Joline. Auch "Feinheiten" kämen zur Sprache: "Etwa, wie viel Schminke man tragen darf", meint sie. Die AG sei jedes Jahr sehr gefragt, berichtet Lehrerin und AG-Leiterin Dorothee Bonzel. "Wir hätten wesentlich mehr aufnehmen können."
Liebenau bescheinigt den Jugendlichen in Sachen Benimm insgesamt ein großes Interesse vor allem im Hinblick auf ihr späteres Leben. "Sie wissen, dass gutes Auftreten und Selbstsicherheit beim Gegenüber gut ankommt. Sie wollen dabei von der Schule eine Vorbereitung auf ihr Leben."
Benimm-AG und Knigge-Tag sind indes nur Bestandteile des gesamten Schulkonzepts, betont Liebenau. "Übergeordnetes Ziel ist die Erziehung zur Verantwortung für sich und andere", erklärt die 51-Jährige. So gebe es etwa weitere Schüler-AGs, aus denen Streitschlichter oder Sanitäter hervorgingen, die im Schulbetrieb dann auch zum Einsatz kämen. Die Schülervertretung organisiert einen Hofdienst und eine Gebäudeaufsicht für die Pausen.
Komme es zu Fehlverhalten der Schüler, griffen die Lehrer auf den Vertrag zurück. "Dem Schüler sagen wir dann: Jetzt denk mal darüber nach, gegen welche Regel du verstoßen hast und wie eine Verhaltensänderung aussehen kann." Den Vertrag hätten freiwillig auch schon weitere höhere Klassen unterzeichnet.