Heros-Prozess: Silke M. muss für ihr Luxusleben teuer bezahlen
Silke M. muss wegen Untreue, Erpressung und Unterschlagung sechs Jahre hinter Gitter.
<b>Mönchengladbach/Viersen. "Sechs Jahre Haft" lautet das Urteil des Landgerichts Mönchengladbach im Prozess gegen die 39-jährige Angeklagte Silke M. Die leitende Angestellte der Viersener Zentrale der Heros-Tochter Nordcash, des damals größten Deutschen Geldtransport- und Zählunternehmens, ist nach Überzeugung des Gerichts der Beihilfe zur Untreue, der Unterschlagung und der Erpressung schuldig. Bei der Pleite des Unternehmens im Frühjahr 2006 wurde ein Schaden von 400 Millionen Euro sichtbar.
2,8 Millionen Euro davon hat nach Überzeugung des Gerichts die ehemalige Geldzählerin an sich gebracht. Über diese Summe hat sie bereits einen Vertrag mit dem Insolvenzverwalter geschlossen, aus dem sie nicht durch ein privates Insolvenzverfahren herauskommt.
Die ehemalige Geldzählerin war den Machenschaften ihrer Chefs auf die Schliche gekommen und hatte die Millionen für ihr Schweigen kassiert. Die Unternehmensleitung soll immer größer werdende Finanzlöcher mit Kundengeldern gestopft haben. Als das Schneeballsystem aufflog, musste der einstige Branchenprimus Insolvenz anmelden.
Rechtlich wog der Vorwurf der Erpressung am schwersten. Den hatte sie weit von sich gewiesen. "Ich habe keine Drohung ausgesprochen." Als es nach ihrer fristlosen Entlassung um eine Art Schweigegeld oder Abfindung ging, hätte sie zwar gesagt, "wenn ich ein Prozent von dem kriege, was ich weiß, müsste ich eine Million bekommen", doch das will sie nicht als Forderung gemeint haben.
Die vorgeworfene Beihilfe zur Untreue sei von ihr sogar gewerbsmäßig betrieben worden. "Bei Nordcash hat man Leute eingestellt, die nicht dachten, oder die sich einbinden ließen."
Der massive Druck seitens ihres Ehemannes, den sie für ihre Taten mitverantwortlich gemacht hatte, interessierte das Gericht nicht. "Sie haben die Gelegenheit genutzt, um in die eigene Tasche zu wirtschaften. Das war ihr eigener freier Entschluß."
Vier Manager inclusive Heros-Chef Weis stehen in Hildesheim vor Gericht. Sie sollen bis zu 1000 Firmen geschädigt haben. Der Gesamtschaden liegt nach Schätzungen des Insolvenzverwalters bei etwa 400 Millionen Euro.
Schneeballsystem: Bei Heros sollen Gelder abgezwackt worden sein und die Löcher später mit neu eintreffenden Kundengeldern gestopft worden sein.
120 Mitarbeiter waren bei der Heros-Filiale in Viersen beschäftigt, 90 bei der Tochterfirma Nordcash in Viersen. Hier arbeitete die 39-jährige Silke M. Sie hat nach Überzeugung des Mönchengladbacher Landgerichts ihre Chefs erpresst und damit gedroht, das Schneeballsystem auffliegen zu lassen. Sie leistete sich ein Leben auf großem Fuß.
Urteil Silke M. wurde gestern zu sechs Jahren Haft verurteilt. Sie hatte eingeräumt, 2,8 Millionen Euro aus dem Unternehmen mitgenommen zu haben.