Blitzmarathon: So reagieren Menschen auf Blitzer

Experte: Auch schleichende Autofahrer sind eine Gefahr.

Foto: Stadt Köln

Köln. An Tausenden Stellen wird am Dienstag geblitzt. Blitzmarathon-Tag ist aber auch immer Schleich-Tag auf den Straßen — warum eigentlich? „Aus vorauseilendem Gehorsam fahren die Menschen viel langsamer“, sagt Michael Schreckenberg, Verkehrsexperte der Uni Duisburg-Essen.

Das sei nicht nur bei den mobilen Stationen und beim Blitz-Marathon so, sondern generell zu beobachten, auch an festen Blitzern. Jüngstes Beispiel in der Region ist die Blitzanlage auf der Rheinbrücke zwischen Köln und Leverkusen. Seit dort in beide Fahrtrichtungen an zwei Stellen geblitzt wird, staut es sich auf der A 1, zudem hat es vermehrt Auffahrunfälle gegeben.

„Das zu langsame Fahren ist unverständlich, schließlich gibt es keine Bonuspunkte, wenn man langsamer fährt“, sagt Dirk Kemper, Verkehrsexperte der Hochschule Aachen. Schreckenberg mahnt: „30 Stundenkilometer zu fahren, wo Tempo 50 gilt, ist auch nicht erlaubt. Das ist eine gefährliche Verkehrsbehinderung“, erklärt Schreckenberg. Eigentlich müsse das auch geblitzt und geahndet werden.

Schreckenberg bewertet die nachhaltige Wirkung der Blitz-Marathons sehr kritisch. „Die Menschen fahren heute langsam, aber das hat keine nachhaltige Wirkung.“ Dem widerspricht Innenminister Ralf Jäger (SPD): „Der Blitz-Marathon trägt dazu bei, das Geschwindigkeitsniveau zu senken.“

Tatsächlich hat die RWTH Aachen vier Messstellen in Köln und Leverkusen untersucht. Das Ergebnis: Am Tag des vergangenen Blitzmarathons im Oktober und auch noch eine Woche später hätten sich mehr Autofahrer an die vorgeschriebene Geschwindigkeit gehalten als eine Woche zuvor. Man wolle dies nun etwas langfristiger untersuchen.

„Wir werden im Herbst das Verhalten bis zu drei Wochen nach dem Blitz-Marathon untersuchen“, kündigte Kemper an. Eine längere Untersuchung halte er nicht für sinnvoll: „Irgendwann ist das Ausgangsniveau wieder erreicht.“ Auch Kemper sieht also keine nachhaltige Änderung des Verhaltens der Verkehrsteilnehmer.

Blitzaktionen dürften generell nicht nach Abzocke aussehen, mahnt Schreckenberg. „Die eingenommenen Gelder sollten in karitative Zwecke gehen, wie bei anderen Strafen.“ Innenminister Jäger hingegen sieht eine Akzeptanz in der Bevölkerung, schon allein, weil alle Blitzaktionen transparent seien. „Wer trotzdem erwischt wird, ist selbst schuld.“