Braunkohlekraftwerk in Neurath: Ein Mini-Schritt zum Klimaschutz
Emissionen: Das neue Kraftwerk reduziert CO2-Ausstoß um 25 Prozent.
Grevenbroich. Als "Klimakiller" bezeichnen Umweltschützer das neue Braunkohlekraftwerk von RWE in Neurath, der Konzern selbst spricht hingegen von einem "bedeutenden Beitrag zum Klimaschutz". Was ist es nun: Klimakiller oder Klimaretter?
Betrachtet man ausschließlich den Energieträger Braunkohle, sicher letztgenanntes. Der neue Bau kommt auf einen Nutzungsgrad von 43 Prozent und wird somit zu den effizientesten Braunkohlekraftwerken der Welt gehören. Dadurch, dass gleichzeitig Blöcke des alten Kraftwerks Frimmersdorf (Nutzungsgrad: ca. 30 Prozent) abgeschaltet werden, wird der Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) bei gleicher Stromproduktion um rund 25 Prozent sinken.
Allerdings: Braunkohle ist der klimaschädlichste Energieträger überhaupt. Rund 14 Millionen Tonnen CO2 wird das neue Kraftwerk nach Berechnungen des WWF jedes Jahr in die Luft pusten. Würde RWE stattdessen ein modernes Erdgas-Kraftwerk bauen, so ließen sich die Emissionen bei gleicher Stromproduktion auf 5,4Millionen Tonnen senken, so der WWF.
"Fakt ist: Wenn Deutschland seine CO2-Emissionen bis 2050 wie geplant um 80 Prozent senken will, können wir uns solche Kraftwerke nicht leisten", sagt WWF-Klimaexpertin Regine Günther. Sie verweist darauf, dass Großkraftwerke wie dieses 40 bis 50 Jahre in Betrieb bleiben. "Dieses Kraftwerk wird also auch 2050 noch das Klima belasten."
Leistung Die neue Doppelblock-Anlage in Neurath hat eine Leistung von 2100 Megawatt. Neurath soll ab 2010 jährlich 16Terrawattstunden Strom ins Netz liefern - das reicht für rund zwölf Millionen Menschen mit durchschnittlichem Stromverbrauch.
Bundeskanzlerin Angela Merkel und NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers hatten am 23.August 2006 den Grundstein für die beiden Kraftwerksblöcke gelegt. Die beiden CDU-Politiker betonten, wie umweltfreundlich das neue Großkraftwerk im Vergleich zu bisherigen Braunkohlekraftwerken sei. "Das ist ein Meilenstein in der Umwelttechnologie", so Rüttgers. "Der Energieträger Braunkohle ist für Deutschland einer der wichtigsten", versicherte die Bundeskanzlerin
Die Stadt Grevenbroich bezeichnet sich 5 als "Bundeshauptstadt der Energie". Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts wird hier Braunkohle zu Heizzwecken abgebaut. In der Umgebung der 65000-Einwohnerstadt befindet sich die größte zusammenhängende Lagerstätte für Braunkohle in Europa. Auf 2500 Quadratkilometern wird mit riesigen Schaufelradbaggern der fossile Brennstoff gefördert. In Kraftwerken in der Umgebung wird es zum Teil wieder verfeuert, innerhalb der Stadtgrenzen liegen das Kraftwerk Frimmersdorf, eines der größten Braunkohlekraftwerke Deutschlands, und das Kraftwerk Neurath.