Busunglück: Ein Ort trauert

Unfall: Die Menschen in Hopsten sind schockiert: 13 der 8000 Einwohner sind bei dem Busunfall in Sachsen-Anhalt gestorben.
FOTOS vom UNGLÜCKSORT

Hopsten/Könnern. Hopstens Bürgermeister Winfried Pohlmann sieht blass und übernächtigt aus, als er im Ratssaal des Ortes vor die Presse tritt. 13 seiner Mitbürger sind am Montag bei dem schweren Busunfall auf der Autobahn 14 in Sachsen-Anhalt ums Leben gekommen, 36 weitere Hopstener wurden zum Teil schwer verletzt. 8000 Einwohner zählt die malerische Münsterlandgemeinde. Da kennt jeder jeden, da ist jeder betroffen - mal mehr, mal weniger. Dem ganzen Ort muss der Bürgermeister daher nun erklären, warum die Angehörigen die ganze Nacht in Ungewissheit gelassen wurden. Warum sie erst am Morgen erfuhren, ob ihre Verwandten tot sind oder überlebt haben.

"Klarheit über die Identität der Opfer" habe erst um fünf Uhr bestanden. "Wir hatten von der Polizei in Sachsen-Anhalt eine Liste bekommen, auf der hinter 16 Namen kein Krankenhaus vermerkt war", sagt Pohlmann. Die Zahl der Toten aber war mit 13 angegeben. Was sollten wir da machen? Als feststand, wer aus der Reisegruppe tot ist und wer den Unfall überlebt hat, übernahm ein Team aus 15 Notfallseelsorgern die Aufgabe, die traurigen Nachrichten zu überbringen.

Das Schützenfest am kommenden Wochenende ist natürlich abgesagt, niemandem in Hopsten ist nach feiern zumute. Gestern Abend fand ein Gedenkgottesdienst statt. Die Kirche war bis auf den letzten Platz besetzt. Vorne saßen Ministerpräsident Jürgen Rüttgers und begleitet wurde er von Arbeitsminister Karl-Josef Laumann. Nahezu zeitgleich und fast unbemerkt von der Öffentlichkeit sind acht Unfallopfer wieder in Hopsten angekommen.

Währenddessen konzentriert sich am Unfallort alles auf die Frage, was das Unglück verursacht hat. Die Staatsanwaltschaft Dessau hat gestern ein Verfahren gegen den Lkw-Fahrer eingeleitet. Der Laster aus Düsseldorf war offenbar mit hoher Geschwindigkeit auf den Reisebus, in dem die Seniorengruppe aus Hopsten saß, aufgefahren. Danach wurde der Bus angehoben und stürzte sieben Meter tief in die Böschung. "Wir ermitteln wegen fahrlässiger Körperverletzung mit Todesfolge", sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Folker Bittmann.

Sachverständige untersuchen, ob der Laster zu schnell fuhr oder der Lkw-Fahrer abgelenkt war. "Wir konnten den Mann bisher nicht vernehmen. Er steht unter Schock", so Bittmann. Auch der Reisebus werde technisch untersucht. "Bisher gibt es jedoch keinerlei Anzeichen dafür, dass mit dem Bus etwas nicht in Ordnung war." Ergebnisse werde es wahrscheinlich erst in einigen Wochen geben. Auch die Zeugenvernehmung gestalte sich schwierig. "Die Leute stehen unter Schock. "

Nach Angaben aus Klinikkreisen schwebt einer der Verletzten noch immer in Lebensgefahr. Die anderen seien "über den Berg", sagte ein Sprecher der Uniklinik Bergmannstrost in Halle. Für die sieben Männer und sechs Frauen, die bei dem Unfall getötet wurden, wird es voraussichtlich am Samstag einen Trauerfeier geben.

Unfall Am Montag Mittag hatte ein Lkw ungebremst den langsam fahrenden Bus gerammt. Der Bus kam von der Straße ab und stürzte eine Böschung hinunter.

Ursache Die Polizei geht davon aus, dass der Lkw-Fahrer den Unfall verursacht hat. Es müsse noch geklärt werden, ob menschliches oder technisches Versagen vorliegt.

Forderung Nach dem schweren Unfall fordert der ADAC ein Maßnahmenpaket zur Vermeidung ähnlicher Unglücke. Die Laster müssten mit akustischen Abstandswarnern ausgerüstet und die Lkw-Fahrer besser geschult werden, sagte ein Sprecher. Zudem müssten die Lenk- und Ruhezeiten häufiger kontrolliert werden.