Nach dem Busunglück: Polizei ermittelt gegen LKW-Fahrer

Die Zahl der Toten ist auf 13 gestiegen. Alle Überlebenden wurden verletzt.
FOTOS vom UNGLÜCKSORT

Könnern. Nach dem schwersten Busunglück in Deutschland seit 15 Jahren hat die Polizei gegen den Unfallverursacher Ermittlungen wegen fahrlässiger Körperverletzung mit Todesfolge eingeleitet. Mittlerweile ist die Zahl der Toten auf 13 gestiegen. Die überlebenden 36 Mitglieder der Reisegruppe aus Hopsten bei Ibbenbüren - darunter auch der Busfahrer - wurden verletzt. Nach bisherigen Erkenntnissen sei davon auszugehen, dass ein 46 Jahre alter Lastwagenfahrer den Unfall verursacht hat. "Geklärt werden muss, ob menschliches oder technisches Versagen vorliegt", sagte ein Sprecher der Polizei Dessau am Dienstag. Der Lastwagen war in der Nähe von Könnern im Landkreis Bernburg ungebremst auf den Bus aus Nordrhein-Westfalen aufgefahren, der daraufhin die Böschung hinabstürzte. Laut Polizei schwebte am Dienstag keiner der Verletzten mehr in Lebensgefahr. Bei den Getöteten handelt es sich um sieben Männer und sechs Frauen, die mit dem Reisebus nach Dresden fuhren. Die Todesopfer waren im Alter zwischen 49 und 79 Jahren. Die Identifizierung der Leichen nahm mehrere Stunden in Anspruch, ebenso die Rettung der Verletzten, deren Zahl die Polizei am Dienstagmorgen von 31 auf 36 korrigierte. Der 65 Jahre alte Busfahrer ist der Inhaber des Busunternehmens aus Ibbenbüren. Der Mann, der bei dem Unfall einen Schock erlitt, ist nach Unternehmensangaben seit 1963 Busfahrer. Der vier Jahre alte Bus, der komplett mit Anschnallgurten ausgestattet war, hatte 48 Sitzplätze und war voll besetzt. Unklar war laut Polizei am Dienstag noch, ob die Gäste aus Hopsten angeschnallt waren. Mit Hilfe des Fahrtenschreibers des Lastwagens wollen die Ermittler klären, wie lange der Lastwagenfahrer am Steuer gesessen hatte. Die Polizei hatte zunächst keine Hinweise darauf, ob der 46- Jährige womöglich vorgegebene Ruhezeiten nicht eingehalten hat. Der Mann konnte bis zum späten Dienstagvormittag zunächst nicht vernommen werden. Die Verletzten, die unter anderem in die Universitätskliniken Halle, Leipzig und Magdeburg gebracht wurden, überstanden die Nacht zum Dienstag den Angaben zufolge gut. "Der Gesundheitszustand konnte bei allen Patienten stabilisiert werden, es schwebt keiner in Lebensgefahr", sagte der Vize-Verwaltungsleiter der Unfallklinik Bergmannstrost in Halle, Uwe Lindner. In dem Krankenhaus werden drei Männer und zwei Frauen im Alter von 66 bis 79 Jahren behandelt. Nach dem Sturz in die Böschung war der Bus auf dem Dach liegen geblieben. Die Autobahn wurde am Dienstagmorgen nach zehneinhalb Stunden wieder freigegeben.

Die Frauen und Männer waren am Montagmorgen mit dem Bus eines Unternehmens aus Ibbenbüren in ihrem Heimatdorf Hopsten in Nordrhein- Westfalen aufgebrochen. Das Fahrzeug war laut Polizei gegen 13.45 Uhr auf dem Autobahnabschnitt zwischen Plötzkau und Könnern in Richtung Halle-Dresden von der Straße abgekommen, eine Böschung hinabgestürzt und dort auf dem Dach liegen geblieben.

Auf der Autobahn herrschten zur Unfallzeit unübersichtliche Zustände, da fast an der gleichen Stelle auf der Gegenfahrbahn am Morgen ein mit Bauschutt beladener Lastwagen umgekippt war, nachdem ein Reifen geplatzt war. Wegen der Bergungsarbeiten war die Fahrspur eingeengt. Der Busfahrer war laut Polizei langsam gefahren, als der Lastwagen auf ihn prallte. Der 46 Jahre alte Fahrer des Lastwagens, der auf einem Anhänger einen Tieflader und Betonteile geladen hatte, wurde bei dem Unfall verletzt und kam in ein Krankenhaus.

Das Dach des Busses wurde so stark eingedrückt, dass das Fahrzeug von einem schweren Kran an den Haken genommen und angehoben werden musste. Hubschrauber brachten fast im Minutentakt Unfallopfer in umliegende Krankenhäuser nach Halle, Magdeburg und Leipzig. Allein in Halle wurden in die Unfallklinik Bergmannstrost fünf Schwerverletzte geflogen, von denen laut der Klinik am späten Abend noch zwei in Lebensgefahr waren. Feuerwehr, Notärzte und Polizei waren mit einem Großaufgebot am Unglücksort unermüdlich im Einsatz. Es wurde ein Notlazarett zur Versorgung der Unfallopfer an der Autobahn eingerichtet.

Der Bus, der am Abend rund sieben Stunden nach dem Unfall aus der Böschung gehoben wurde, gehört dem Unternehmen Strier Reisen GmbH (Ibbenbüren). Die Sitze in dem Bus waren komplett mit Anschnallgurten ausgestattet. Die Senioren gehörten einem landwirtschaftlichen Ortsverein in Hopsten an. Die kleine Gemeinde in der Nähe von Rheine richtete für die Angehörigen der Opfer ein Notfallzentrum ein, auch eine Telefon-Hotline wurde geschaltet.