Gemischte Noten für Ministerin
Schulgesetz-Reform: Ein Jahr nach dem bislang größten Reformprojekt von Schwarz-Gelb in NRW offenbaren sich Schwachstellen.
<strong>Düsseldorf. Es ist das bislang größte Reformprojekt der schwarz-gelben Landesregierung in Nordrhein-Westfalen - das Schulgesetz. Als es am 1. August 2006 in Kraft trat, konnten viele Schüler nur dunkel ahnen, was auf sie zukommt. Ressortchefin Barbara Sommer (CDU) versprach damals feierlich, es den Pisa-Sieger-Staaten gleich zu tun und "kein Kind mehr zurückzulassen". Nun geht am Mittwoch das Schuljahr zu Ende, in dem erste Teile des Gesetzeswerks umgesetzt worden sind. Zeit also, um Bilanz zu ziehen und der Ministerin ein Zeugnis auszustellen:
Individuelle Förderung
Das war noch nichts - eine glatte Sechs. Im neuen Schulgesetz ist erstmals das Recht auf individuelle Förderung festgeschrieben. Die Schule habe den Unterricht so zu gestalten und die Schüler so zu fördern, heißt es, "dass die Versetzung der Regelfall wird". Trotzdem werden nach Schätzungen der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft - wie schon im Vorjahr - 60 000 Schüler eine Ehrenrunde drehen müssen.
Heftig umstritten, aber problemlos. 20 Prozent der Kinder scheitern in den ersten Jahren auf dem Gymnasium: Weil die Eltern nicht der Grundschul-Empfehlung gefolgt sind, sagen die einen. Weil die Aufteilung auf Schulformen nach vier Jahren zu früh ist, sagen die anderen. Schulministerin Barbara Sommer vertraut mehr denn je auf das Urteil der Pädagogen und hat - um "schulische Leidenswege zu verhindern" - eine verbindliche Übergangsempfehlung eingeführt.