CO2-Speicherung als Chance für Standort NRW
SPD wirbt für Technologie zur Kohlendioxidreduzierung. Auch die Staatskanzlei ist dafür.
Düsseldorf. Kohlekraftwerke in Nordrhein-Westfalen können ein Beitrag zum Kampf gegen die Klimakatastrophe sein - diesen bislang äußerst gewagten klimapolitischen Weg will die SPD gehen. Sie setzt auf eine neue Technologie, die aus Kohlekraftwerken Klima-Vorzeigebetriebe machen soll. Bislang stehen die größten Dreckschleudern der Republik am Rhein.
Die zum großen Teil uralten Braunkohlekraftwerke von RWE und Eon blasen jeden Tag tausende von Tonnen des schädlichen Kohlendioxids (CO2) in die Atmosphäre. Im Jahr addiert sich der Ausstoß auf rund 300 Millionen Tonnen.
Das ist auch nach Ansicht der Politik deutlich zuviel, schließlich hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eine Reduzierung der CO2-Emissionen bis 2020 um bis zu 40 Prozent in Aussicht gestellt, und auch die Landesregierung in Düsseldorf will den Ausstoß des Klimakillers CO2 um mindestens 20 Prozent reduzieren. Noch gibt es kein tragfähiges Konzept.
In der Abscheidung von CO2 schon in den Kraftwerken und in der Einlagerung in dafür geeigneten Gesteinsschichten könnte nach Überzeugung von Experten der Königsweg liegen. Diese Technik heißt CCS (englische Abkürzung für: carbon capture and storage; deutsch: Kohlendioxid-Abscheidung und -einlagerung). "Das ist eine vielversprechende Technik und könnte uns bei der Verwirklichung der Klimaziele entscheidend helfen", sagte Norbert Römer, Fraktionsvize der SPD-Landtagsfraktion.
Bislang gibt es lediglich Testanlagen. Der Energiekonzern RWE hat aber angekündigt, bis 2014 in Hürth ein erstes größeres Kraftwerk mit Kohlendioxid-Abscheidung zu bauen. Das CO2 soll dann per Pipeline quer durch NRW und Niedersachsen nach Schleswig-Holstein zum Einlagern transportiert werden.
Denn das ist der Charme und der Vorteil der neuen Technik auch aus Sicht der Klimaforscher: Das Treibhausgas CO2 soll künftig in tiefen Gesteinsschichten eingelagert werden und wird somit dem Klimakreislauf entzogen. Neben Energiekonzernen und Anlagenbauern sowie einigen Bundesministerien stützt auch das renommierte Potsdamer Institut für Klimaforschung die CCS-Technologie.
Römer forderte nun NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) auf, sich auf Bundesebene stärker für die Technik zu engagieren und innerhalb der CDU für die erforderliche gesetzliche Grundlage zu werben. Im Bundeskabinett gab es dafür bereits grünes Licht. Unklar ist aber, wie sich die Unions-Fraktion bei den Beratungen im Bundestag verhält. "CCS ist eine große Chance für das Energieland NRW. Wir waren mal die Nummer 1. Aber unter Rüttgers drohen wir, unseren Vorsprung zu verlieren", sagte Römer.
Regierungssprecher Hans-Dieter Wichter wies die Vorwürfe zurück. "Die Landesregierung beschäftigt sich seit Monaten intensiv mit dem Thema", sagte er am Mittwoch und verwies auf einen Kongress in wenigen Wochen. Mit Hochdruck werde an der Umsetzung der Technologie gearbeitet, so Wichter.