Das Dasein nicht mehr ertragen
Jörg Immendorff: Der Maler hatte seinen Lebensmut verloren. Er wollte nicht, dass sein Leben künstlich verlängert wird.
Düsseldorf/Berlin. Jörg Immendorff wollte sterben, und zwar zu Hause. Dies geht aus einem Gespräch hervor, dass unsere Zeitung mit Thomas Meyer führte, Oberarzt der Neurologischen Klinik und Poliklinik an der Charité in Berlin. Meyer ist Spezialist für die unheilbare Nervenkrankheit ALS, er war der wichtigste Ansprechpartner für seinen Patienten in Düsseldorf.
Danach hat Immendorff am 21. Mai, eine Woche vor seinem Tode, eine Patientenverfügung noch einmal bestätigt (siehe Kasten). Darin legte er fest, dass er keine künstliche Lebenszeitverlängerung wünsche.
Für Meyer bleibt es offen, ob eine Intervention noch etwas gebracht hätte. Das sei jedoch gar kein Thema, seit sich Immendorff bewusst für eine Therapie-Begrenzung entschieden habe. Nach Auskunft seiner Familie wird er unter Ausschluss der Öffentlichkeit beerdigt.
Warum? Ein schwerer Unfall, ein Schlaganfall, Demenz - es passiert immer wieder, dass Menschen plötzlich nicht mehr in der Lage sind, über ihr eigenes Schicksal zu entscheiden. Welche Art der Behandlung sie wünschen, ob und in welchem Umfang lebenserhaltende Maßnahmen ergriffen werden sollen: mit diesen Entscheidungen stehen die Angehörigen dann allein da, vielfach ohne jeden Anhaltspunkt.
Wie? Experten raten daher zu einer Patientenverfügung. Hier kann man genau festlegen, welche Art der medizinischen Versorgung man im Fall der Fälle wünscht, ob etwa bei einer schweren Schädigung des Hirns durch einen Unfall oder Schlaganfall eine künstliche Beatmung und Ernährung durchgeführt werden soll, die lediglich den Todeseintritt verzögert. /
Buchtipps: Verbraucherzentrale NRW (Hrsg.): Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht und Betreuungsverfügung, (Tel: 0180/500 14 33). Jan Bittler: Patientenverfügung und andere Vorsorgemöglichkeiten, Walhalla Fachverlag.