Hintergrund: Auch falsche Wein-Etiketten im Programm

Der Künstler Jürgen K., der als Kopf einer Geldfälscherbande festgenommen wurde, soll echt ausehende Weinetiketten angefertigt haben. Billiger Verschnitt soll so im Internet als teurer Spitzenwein versteigert worden sein.

Köln. Der Blick durch das Fenster lässt bei jedem Feinschmecker das Herz höher schlagen. Champagner und erlesene Weine stapeln sich in den Regalen des Weingeschäftes am Baudriplatz im Kölner Stadtteil Nippes. Doch angesichts der Ermittlungen des BKA ließe der Konsum einen bitteren Nachgeschmack erwarten: Der Weinhändler (57) soll sich von Künstler Jürgen K. aus Pulheim echt aussehende Etiketten angefertigt haben lassen. Danach wurden diese fein säuberlich auf Weinflaschen geklebt. Aber nicht etwa auf Top-Weine; sondern auf Weine drittklassiger Qualität. Mehrere Weinliebhaber müssen auf den mutmaßlichen Weinschwindel hereingefallen sein. Für den billigen Verschnitt sollen Kunden bei Internet-Käufen mehrere tausend Euro bezahlt haben. Die Etiketten waren mit dem Siebdruckverfahren so perfekt gefälscht worden, dass selbst Experten die Unterschiede zu echten Etiketten nicht erkannt haben, berichtete ein Beamter. Der Schaden geht nach ersten Schätzungen der Behörden in die Millionen. Von einer Gewinnspanne von 1000 Euro pro Flasche ist die Rede. Genaue Summen gibt es nicht. Das Weingeschäft ist nun erst einmal geschlossen. Ein Siegel des BKA klebt an der Tür: "Beschädigung streng verboten", ist dort zu lesen. Gottfried Reims, Anwalt des Händlers, sagte unserer Zeitung: "Mein Mandant hat mit Falschgeld, Waffen und Rauschgift nichts zu tun."