Der Gebührenwahnsinn im Kindergarten
Studie: Grund der Beitrags-Schwankungen sind die zersplitterten Zuständigkeiten in der Bildung.
<strong>Berlin / Düsseldorf. So extreme Schwankungen wie bei den Kindergartengebühren gibt es in Deutschland nicht einmal bei den Mieten. Doch während hohe Quadratmeterpreise wie in München seit langem für Gesprächsstoff sorgen, sind die drastischen Unterschiede bei der Kinderbetreuung bisher kaum thematisiert worden. Das könnte sich jetzt ändern. Denn eine Studie der Stiftung Neue Soziale Marktwirtschaft und der Zeitschrift "Eltern" zu den Kindergartengebühren in Deutschlands 100 größten Städten, die am Montag in Berlin veröffentlicht wurde, zeigt die Differenzen zum ersten Mal akribisch auf.
Grund dafür sind die im Bildungsbereich traditionell zersplitterten Zuständigkeiten. Die Kinderbetreuung ist eigentlich Ländersache, doch viele Länder überlassen die Regelung der Kitagebühren lieber den Gemeinden.
Laut der Studie zahlt beispielsweise in Nordrhein-Westfalen eine Familie mit einem Jahresbruttoeinkommen von 45000 Euro für die Halbtagsbetreuung eines Kindes in Düsseldorf 960 Euro (Rang 51 von 100 Städten), in Krefeld 984 Euro (Rang 59) und in Wuppertal 888 Euro (Rang 40).
Bundesweit gibt es ein undurchschaubares Durcheinander von Rechenmethoden: Die meisten Kommunen staffeln die Beiträge nach Einkommen, aber nicht alle. Viele Städte gewähren Rabatte für Geschwister, aber nicht alle. In Ländern wie Rheinland-Pfalz, Hessen und Niedersachsen ist das letzte Jahr im Kindergarten kostenlos, anderswo nicht.
Bundesweiter Vorreiter ist Heilbronn. Als bisher einzige Großstadt verzichtet sie seit Januar komplett auf Gebühren. Das kostet die baden-württembergische Stadt rund 2,4 Millionen Euro pro Jahr. Nachfolgen will ihr das Bundesland Rheinland-Pfalz. Dort entschloss sich die Landesregierung im Mai 2007, die Beiträge bis 2010 schrittweise abzuschaffen.