SPD: Die Gratwanderung der Hannelore Kraft
Analyse: Die Chefin der NRW-SPD hält sich die Koalition mit der Linken offen und riskiert damit viel.
Düsseldorf. Solidarität zeigen, ohne dass es zu eng wird, Distanz wahren, ohne dass es nach Entfremdung riecht - in diesem schwierigen Spagat übt sich gerade Hannelore Kraft, Chefin der NRW-SPD, wenn sie auf Andrea Ypsilanti, ihre äußerst unglücklich agierende hessische Amtskollegin, angesprochen wird. "Ich kann den Freunden in Hessen keine Ratschläge erteilen", sagte sie bei der ARD-Talkerin Anne Will. Doch was in Wiesbaden passiert, kann Kraft nicht egal sein. Es geht um das Verhältnis zur Linkspartei. Da wandert Kraft auf einem schmalen Grat.
Dennoch steckt die Oppositionsführerin in NRW mit Blick auf die Landtagswahl 2010 in einem Dilemma. Kraft betont immer wieder, sie werde die Linkspartei inhaltlich stellen. "Die haben zum Teil völlig unverantwortliche Positionen und sind so eine Gefahr für den Standort NRW", sagt sie wieder. Dennoch wird der Druck auf sie weiter wachsen, sich glaubwürdig von der Partei zu distanzieren, die auf ihren Listen auch DKP-Leute kandidieren lässt - ein Umstand, den SPD-Bundeschef Kurt Beck gestern übrigens als Ausschlusskriterium bezeichnete.
Die CDU hat den wunden Punkt erkannt und haut zwei Jahre vor der Landtagswahl so drauf, als stünde die Machtübernahme von Rot-Rot unmittelbar bevor. "Die Basis muss die Reißlinie ziehen und Frau Kraft aus dem Amt treiben", giftet etwa der Generalsekretär der NRW-CDU, Hendrik Wüst. Schrille Töne, aber nur ein Vorgeschmack auf die kommenden zwei Jahre.