Die Realschulen in NRW sehen sich in ihrer Existenz bedroht
Kampagne zum Erhalt der Schulform gestartet.
Düsseldorf. SPD und Grüne in Nordrhein-Westfalen propagieren das eingliedrige Schulsystem, die FDP liebäugelt mit der Mittelschule aus Haupt-, Real- und Gesamtschule, und das CDU-geführte Schulministerium stützt besonders die Hauptschulen und genehmigt Verbundschulen. Mehr als ein Jahr vor der Landtagswahl haben die Parteien in der Strukturdebatte Position bezogen. Doch eine Schulform sieht sich außen vor - die Realschule.
"Wir sind in diesem politischen Spannungsfeld offenbar nur noch ein Spielball", kritisierte Brigitte Balbach, Vorsitzende des Realschullehrerverbandes NRW, am Montag in Düsseldorf. Gemeinsam mit der Landeselternschaft der Realschulen startete Balbach eine Initiative mit Plakaten und Postkarten gegen den Niedergang der Realschulen.
"Wir sind die stabile Mitte im gegliederten Schulsystem, und wir bilden die Mitte aus: Menschen aus allen sozialen Schichten, die mit ihrem Können die Mitte der Gesellschaft bilden", betonte Balbach. Sie warnte die Kommunen davor, Realschüler aus Kostengründen mit Haupt- und Gesamtschülern in Verbundschulen zusammenzulegen - als "Therapeutikum für schwächelnde Schulformen".
"Die Hauptschule befindet sich im Niedergang, und wir sollen nun als Ausputzer herhalten", so Balbach. Damit werde man weder den Interessen der Realschüler noch dem Bedarf der Wirtschaft gerecht. In den 557 Realschulen in NRW lernen derzeit rund 330 000 Schüler. Jeder vierte erhält laut Verband die Qualifikation für die gymnasiale Oberstufe. Die Zahl der Absolventen ohne Abschluss liege unter ein Prozent.
Der Arbeitgeberverband NRW sprach von einer "zielgerichteten Berufsorientierung" der Realschulen. Kritik kam von der Opposition. Nach Meinung von Ex-Schulministerin Ute Schäfer (SPD) singe der Verband "das hohe Lied auf eine homogene Schülerschaft, die es nachweislich nicht gibt".
Die Grünen empfahlen den Verantwortlichen, die Schüler in den Mittelpunkt zu stellen und nicht die Schulform. Und auch Udo Beckmann, Landeschef des Verbandes Bildung und Erziehung, meinte: "Unser Modell für ein demokratisches, modernes und zukunftsfähiges Schulsystem sieht anders aus."