Dortmund: „Brötchen-Streit“ endet mit Abfindung

Dortmund (dpa). Der Dortmunder „Brötchen-Streit“ endet mit einerAbfindung für die entlassene Sekretärin. Die 59-Jährige einigte sichnach Angaben ihres Anwalt mit dem Arbeitgeber, ihr Arbeitsverhältnis„sozialverträglich“ zu beenden.

Der Baugewerbeverband Westfalen hatteder Frau im Juli fristlos gekündigt, weil sie ohne Erlaubnis zweihalbe Brötchen und eine Frikadelle von einem Buffet genommen hatte.

Zur Höhe der Abfindung wollte Anwalt Wolfgang Pinkepank am Montag nichts sagen. Die Sekretärin war seinen Angaben zufolge aber mit der Einigung zufrieden. „Die Verhandlungen sind sehr fair verlaufen“, sagte Pinkepank.Zuvor hatte sich die Frau unfair behandelt gefühlt, als sie wegen des Vorfalls nach 34 Dienstjahren ihren Job verlor. Der Verband behauptete, die Sekretärin habe sich über Jahre hinweg am Buffet bedient.

„Der Diebstahl-Vorwurf wurde zurückgenommen“, sagte Pinkepank. „Es hat auf beiden Seiten Missverständnisse gegeben“, meinte er zum Verlauf des Streits.Im Oktober hatte sich der Hauptgeschäftsführer des Verbandes in einem offenen Brief bei der Sekretärin entschuldigt. Dabei betonte er die Bereitschaft zu einer außergerichtlichen Einigung. Die Frau hatte einen Abfindung zunächst als „inakzeptabel“ zurückgewiesen. Nun sei es ein „wechselseitiger Wunsch“ gewesen, dass seine Mandantin nicht weiter beim Bauverband arbeite, sagte der Anwalt.

Bundesweit hat die fristlose Kündigung der Sekretärin für Empörung gesorgt. Im Mittelpunkt der Auseinandersetzung stand die Frage, ob nicht eine „Abmahnung“ ausgereicht hätte, anstatt die Mitarbeiterin sofort zu entlassen.In der Zwischenzeit hat es einen weiteren Diebstahl-Vorwurf beim Bauverband gegeben. Einer Kollegin der Sekretärin wurde nach 20 Dienstjahren ebenfalls fristlos gekündigt, weil auch sie Brötchen von einem Buffet gegessen haben soll. Für diesen Dienstag ist in dem Fall eine Güteverhandlung angesetzt.

Die Fälle gehören zu einer Reihe von Vorfällen, in denen Beschäftigte wegen sogenannter Bagatelldelikte ihre Arbeitsplätze verloren. Schlagzeilen machte unter anderem der Fall einer Altenpflegerin in Baden-Württemberg, die ihre Kündigung erhielt, weil sie einige Maultaschen eingesteckt hatte.