Düsseldorf sucht Rathauschef
Neuwahl: Am Sonntag entscheiden rund 461000 Wahlberechtigte, wer Nachfolger des verstorbenen Oberbürgermeisters Joachim Erwin wird.
Düsseldorf. Wenn die Landeshauptstadt am Sonntag ihren neuen Oberbürgermeister wählt, wird das Ergebnis nicht nur zwischen Benrath und Kaiserswerth mit Spannung erwartet, auch in den Rathäusern der Region wird der Ausgang der Wahl sehr genau registriert: Zum ersten Mal überhaupt werden in Nordrhein-Westfalen nach der neuen Gemeindeordnung Oberbürgermeister und Stadtrat getrennt gewählt - der Gesetzgeber hatte das im vorigen Jahr beschlossen.
Die Neuwahl in Düsseldorf zum jetzigen Zeitpunkt ist nötig geworden, weil der amtierende Oberbürgermeister Joachim Erwin (CDU) am 20. Mai an einer Krebserkrankung gestorben war.
Insgesamt sieben Kandidaten stellen sich in Düsseldorf den rund 461000Wahlberechtigten - Chancen auf einen Sieg haben aber nur zwei der Aspiraten: Dirk Elbers, Erster Bürgermeister und Fraktionschef der CDU im Stadtrat, und Karin Kortmann, SPD-Chefin in Düsseldorf, Bundestagsabgeordnete und Staatssekretärin im Entwicklungshilfe-Ministerium. Sie ist zugleich Kandidatin der Grünen, Elbers wird von der FDP unterstützt, die aus taktischen Gründen auf einen eigenen Oberbürgermeister-Kandidaten verzichtet hat.
Zu schaffen macht den Kandidaten der relativ kurze Wahlkampf, der erst nach den Sommerferien in Fahrt kam und arm an Höhepunkten war. Besonders Kortmann wird vorgeworfen, sie agiere harmlos und attackiere ihren Konkurrenten nicht konsequent.
Elbers hingegen steht in der Kritik, weil er sich vor einem direkten Schlagabtausch mit seiner Rivalin drücke. In der Tat hat es nur zwei Aufeinandertreffen gegeben - zuletzt bei einem TV-Duell, bei dem Beobachter einen Punktsieg für Kortmann gesehen haben.
Beherrschende Themen waren vor allem eine schuldenfreie Stadt, der Elbers ganz im Sinne Joachim Erwins höchste Priorität einräumt. Elternbeiträge für Kitas, das haben sowohl Kortmann als auch Elbers angekündigt, sollen 2009 abgeschafft werden. Beide wollen die Zusammenarbeit mit Nachbarn in der Region stärken - mit Joachim Erwin hatten sich seine Amtskollegen schwer getan. An Rhein und Ruhr erhofft man sich jetzt neue Impulse.
Grundlegende Unterschiede gibt es bei der Sozial- und Wirtschaftspolitik. Kortmann fordert "soziale Tarife" für Strom und Gas sowie den Rückkauf von Anteilen an den Stadtwerken. Elbers lehnt beides strikt ab. Umgekehrt ist eine Gewerbesteuersenkung, wie sie Elbers will, für Kortmann kein Thema. Auf Druck der Grünen lehnt sie den Neubau eines neuen Kohlekraftwerks ab.
Wegen der besonderen Situation in Düsseldorf kommt viel Unterstützung aus Berlin. Morgen kommt Bundeskanzlerin Angela Merkel nach Düsseldorf, um als CDU-Vorsitzende für Elbers zu werben.
Kortmann bekommt ebenfalls morgen Schützenhilfe von Finanzminister Peer Steinbrück. Zuvor hatte schon Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier die Werbetrommel für die Sozialdemokratin gerührt.
Sollte Kortmann die Wahl gewinnen, müsste sie zumindest neun Monate gegen eine schwarz-gelbe Ratsmehrheit regieren, hat aber vorsichtshalber schon angekündigt, damit leben zu können. "Gegen mich zu arbeiten, kann nicht ewig dauern." Im Klartext: Ab Montag geht es in der Landeshauptstadt weiter mit Wahlkampf. Vermutlich im Juni entscheidet der Wähler über die Besetzung des Stadtrats.