Studie: Platz 15 für das Bildungsland NRW
Der „Monitor“ bescheinigt zwar den Ländern einen Aufwärtstrend. Alarm schlagen die Experten aber beim Ingenieur-Nachwuchs.
Köln. Nirgendwo sonst ist die Quote der Studienberechtigten so hoch, nirgendwo sonst werden aber Studenten an den Hochschulen derart schlecht betreut: Das nordrhein-westfälische Bildungssystem macht zwar Fortschritte, ist vom Platz eins in Deutschland aber noch weit entfernt.
Diesen Rang darf laut Bildungsmonitor2008 Sachsen für sich beanspruchen, gefolgt von Baden-Württemberg, Thüringen und Bayern. Nach der gestern vorgestellten Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) folgt NRW an 15.Stelle. Schlechter schneidet nur Mecklenburg-Vorpommern ab.
Die Untersuchung, die auf Daten aus dem Jahr 2006 beruht, bescheinigt dem deutschen Bildungswesen insgesamt einen Aufwärtstrend. Positiv heben die Forscher die Internationalisierung in allen 16 Ländern hervor. Bereits zwei von drei Grundschülern lernen Englisch oder Französisch - vor vier Jahren waren es erst 25 Prozent. An den Hochschulen erhöhte sich zudem die Zahl internationaler Kooperationen und der Studierenden aus dem Ausland.
Allerdings fördert der Bildungsmonitor auch große Schwächen zutage. So ist die Zahl der Absolventen in ingenieurwissenschaftlichen Fächern von gut 20 Prozent im Jahr 1999 auf 16 Prozent 2006 gesunken. Die Gründe liegen nach Ansicht der Bildungsökonomen bereits in der Schule.
"Gerade in den technischen und naturwissenschaftlichen Fächern fehlen Lehrer", sagt Studienleiter Hans-Peter Klös. "Wenn aber Schüler für technische Berufe interessiert werden sollen, braucht es Lehrer, die für ihr Fach begeistern können."
Negativ fällt das Urteil auch mit Blick auf die Ganztagsbetreuung an Kindertagesstätten und Schulen aus. In einigen Bundesländern werden nur zwei Prozent aller Grundschüler und acht Prozent aller Kinder zwischen drei und sechs Jahren ganztägig betreut. Lediglich in den ostdeutschen Ländern fallen diese Quoten deutlich höher aus.
NRW kann gegenüber dem Bildungsmonitor 2007 für sich verbuchen, dass sich das bevölkerungsreichste Bundesland insgesamt um 3,3Punkte verbessert hat. Hier ausgewählte Ergebnisse:
Mit knapp 52 Prozent hatte NRW 2006 die höchste Studienberechtigtenquote in Deutschland. Gemessen an der akademischen Bevölkerung kann das Land sehr viele Studienabsolventen aufweisen. Lediglich die Stadtstaaten Bremen und Hamburg schneiden hier besser ab.
NRW weist in fast allen Bereichen schlechte Betreuungsrelationen auf. In den Grundschulen kamen 2006 auf einen Lehrer rechnerisch 20,6 Schüler - das bundesweit zweitschlechteste Ergebnis.
Nur 0,9 Prozent aller Kinder wurden verspätet eingeschult - der mit Abstand geringste Wert aller Länder (Durchschnitt: 4,8 Prozent). Auch die Wiederholerquote an Grund- und weiterführenden Schulen ist in NRW niedriger als im Bundesdurchschnitt.
In den Mint-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) lag der Anteil an allen Absolventen unterhalb des Länderdurchschnitts.
Für NRW-Schulministerin Barbara Sommer (CDU) ist die Studie "Ansporn, unsere Schulen weiter zu verbessern". Verantwortung für die Ergebnisse will sie indes nicht übernehmen. Sommer: "2006 waren wir gerade ein Jahr im Amt. Der Bildungsmonitor 2008 ist die Abschlussbilanz von Rot-Grün, nicht die Bilanz der Politik der schwarz-gelben Landesregierung."