Kommentar: Unnötige Sticheleien auf Rau-Gedenkfeier

Düsseldorf. Dass die Politik versöhnen soll, statt zu spalten, ist das vielleicht wichtigste politische Vermächtnis von Johannes Rau. Dennoch konnten es Jürgen Rüttgers und Hannelore Kraft nicht einmal bei der Rau-Gedenkfeier lassen, dem jeweils anderen Seitenhiebe zu verpassen.

Rüttgers hämischer Kommentar zu Journalisten, die SPD-Veranstaltung sei vor allem "Selbstvergewisserung in schwerer Zeit", war unnötig.

Das gilt auch für Krafts eher schlecht als recht verdeckte Spitzen gegen die ihrer Ansicht nach unsoziale Politik der NRW-CDU - auch wenn man nachvollziehen kann, dass sich die Sozialdemokraten vehement gegen jeden feindlichen Übernahmeversuch von Rüttgers wehren, der sich zum politischen Erben Raus ausruft.

Auch eine andere Begebenheit am Rande der Veranstaltung in Wuppertal stand eher unter der Überschrift "Spalten": das Vier-Augen-Gespräch von Kurt Beck mit Franz Müntefering. Die Rückkehr des Ex-SPD-Chefs auf die politische Bühne bedroht akut Becks Position und sorgt für allerlei Taktiererei.

Auch das würde Johannes Rau nicht gefallen. Beck selbst hat es in seiner Rede betont: Rau war zwar ein Mensch mit Macht, aber kein Mensch für Machtspiele.

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