Erzieherstreik auch in NRW Erzieher beginnen unbefristeten Streik in 1000 Kitas
Viele Eltern in NRW müssen in diesen Tagen ihr Organisationstalent unter Beweis stellen: Weil streikende Erzieher mehr Geld fordern, bleiben hunderte kommunale Kitas geschlossen.
Düsseldorf (dpa) - Die Streikwelle an kommunalen Kindertagesstätten hat am Montag Nordrhein-Westfalen erreicht. Rund 10 000 Beschäftigte aus Kitas und sozialen Diensten legten laut Verdi landesweit ihre Arbeit nieder. Es gab zahlreiche Aktionen und Kundgebungen. Etwa 1000 Kitas waren betroffen, wie Verdi berichtete. Auch in offenen Ganztagsschulen, der Jugend- und Familienhilfe, Sozialdiensten und Behinderteneinrichtungen wird gestreikt.
Mit Trillerpfeifen und Plakaten setzten sich am Vormittag in Aachen zwei Demonstrationszüge in Bewegung. Viele von ihnen trugen magentafarbene Westen und Shirts - die Erkennungsfarbe der Gewerkschaft komba. Einige Frauen schoben auch Kinderwagen vor sich her. Zur zentralen Kundgebung, bei der auch DBB-Verhandlungsführer Andreas Hemsing mitmachen wollte, rechnete komba mit 2000 Teilnehmern.
Bei einer Kundgebung in Köln, zu der 3000 Teilnehmer erwartet wurden, sagte NRW-Verdi-Chefin Gabriele Schmidt, dass die Aufwertung des Erzieherinnenberufs überfällig sei. Auch in Dortmund forderten 1700 Erzieher bei einer Verdi-Kundgebung vor dem Rathaus mehr Geld. „Ihre Arbeit ist die entscheidende Investition in die Gesellschaft von morgen. Das muss sich auch in der Bezahlung widerspiegeln“, sagte Stadtrat Friedhelm Sohn (SPD). Zudem machten in der Landeshauptstadt Düsseldorf mehrere hundert Teilnehmer bei einem Protestzug auf ihre Forderungen aufmerksam.
Der landesweite Protest setzt Familien massiv unter Druck. Am Nachmittag wollten Eltern in Dortmund für ein Ende des Kita-Streiks auf die Straße gehen. „Dieser Tarifkonflikt wird auf dem Rücken der Familien ausgetragen, insbesondere auf dem der Kinder“, sagte der Vizevorsitzende des Landeselternbeirats, Attila Gümüs, in Köln. Viele Eltern seien aber trotz der schwierigen Lage solidarisch mit den Erzieherinnen der kommunalen Kindertagesstätten. Die finanzielle Wertschätzung der täglichen Arbeit sei längst überfällig. Für berufstätige Eltern ohne andere Betreuungsmöglichkeit wurden in vielen Städten Notgruppen eingerichtet.
Die Gewerkschaften fordern eine finanzielle Aufwertung der Sozial- und Erziehungsberufe unter anderem durch eine höhere Eingruppierung. Nach Darstellung der kommunalen Arbeitgeber sind die Forderungen nicht bezahlbar. Die Kommunen im bevölkerungsreichsten Bundesland betreiben knapp 2400 Kindertagesstätten. In den anderen Bundesländern waren schon am Freitag rund 20 000 Beschäftigte in einen unbefristeten Ausstand getreten.