G8-Beschluss erst im Herbst 2018 nötig
Der Gemeindebund verschickt einen Brief zur Umstellung der Schuldauer. Die G9-Initiative will mehr Jahrgänge einbeziehen.
Düsseldorf. Der Städte- und Gemeindebund (StGB) NRW geht davon aus, dass die Gymnasien derzeit noch keine Entscheidung treffen müssen, ob sie bei einer achtjährigen Gymnasialzeit (G8) bleiben oder zur neunjährigen (G9) zurückkehren wollen. Nach den aktuellen Plänen des Schulministeriums wird G9 der automatisch eintretende Regelfall für alle Schulen, wenn diese keinen aktiven Beschluss zum Verbleib bei G8 treffen.
Ein solcher Beschluss müsste, so der StGB in einem Schnellbrief an seine Mitglieder, „zunächst (im Herbst 2018) in der Schulkonferenz der Schule gefasst und nachfolgend im Rat des Schulträgers bestätigt werden“. Daher bleibe noch ausreichend Zeit, das Für und Wider eines Wechsels zu G9 oder eines Verbleibs bei G8 abzuwägen. Die Rückkehr soll ab dem Schuljahr 2019/2020 erfolgen, aber nur für die dann 5. und 6. Klassen und nicht die Jahrgänge darüber.
Der StGB rechnet mit höheren Kosten infolge der Umstellung. So steige mit zeitlicher Verzögerung der Raumbedarf, auch müsse das Lehr- und Lernmaterial zum Teil ausgetauscht werden. „Das Augenmerk des StGB NRW muss auch auf der Gewährleistung des vollständigen Kostenausgleichs liegen.“
Die Grünen kritisieren, dass der StGB mit seinem Brief an die Kommunen die Aufgabe der Landesregierung übernehme. „Bisher wirft die neue Landesregierung nur neue Fragen auf, statt Antworten zu liefern“, sagt Sigrid Beer, bildungspolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion. „Es kann nicht sein, dass die Gymnasien auf völlig ungesicherter Grundlage mit dem Diskussions- und Entscheidungsprozess beginnen müssen. Die neue Landesregierung muss schnell einen Zeitplan für die Umstellung vorlegen und ihrer Informationspflicht nachkommen.“
In einer kleinen Anfrage wirft Beer unter anderem die Frage auf, wie die rechtliche Lage diejenigen Eltern ist, die für ihre jetzigen Viertklässler im kommenden Schuljahr ein Gymnasium in Erwartung einer Rückkehr zu G9 auswählen, dann aber möglicherweise von einem Verbleib der Schule bei G8 überrascht werden.
Derweil drängt die Elterninitiative „G9 jetzt!“ nach wie vor auf eine Einbindung weiterer Jahrgänge. Sie will, dass die Umstellung auf G9 in zwei Jahren auch auf die dann 7. und 8. Klassen ausgeweitet wird. In einem offenen Brief an NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) weist Ivonne Kunze, Regionalkoordinatorin des Volksbegehrens, unter anderem das Argument zurück, die Einbeziehung weiterer Jahrgänge würde schon in vier Jahren zu einem zusätzlichen Raumbedarf führen.
Kunze geht stattdessen davon aus, dass der Bedarf erst in sieben Jahren entsteht. „Dieser Zeitraum sollte den Kommunen ausreichend Zeit geben, die baulich notwendigen Maßnahmen (...) zu realisieren.“ An Laschet appelliert sie mit Blick auf die höheren Jahrgänge: „Bitte sorgen Sie dafür, dass diese Schüler einer ,G8-Geiselhaft’ entkommen.“