Geklaute Kontonummern: Datendieb stellt sich
Ermittlungen: Der Mann soll rund 2,5 Millionen Kundendaten der SKL auf CD gebrannt haben.
Mönchengladbach. Lichtblick im Skandal um die Weitergabe von Kontonummern tausender Bundesbürger: Die Staatsanwaltschaft Mönchengladbach bestätigte am Freitag gegenüber unserer Zeitung, dass sich der mutmaßliche Dieb der sensiblen Daten bei der Polizei in Hannover gestellt und eine Aussage gemacht habe.
Das Vernehmungsprotokoll liegt den Mönchengladbacher Ermittlern bereits vor. Die darin enthaltenen Angaben seien "im weiteren Sinne durchaus hilfreich", hieß es. Details wollte der Sprecher allerdings derzeit nicht nennen.
Nach einem Bericht der "Bild" hat der mutmaßliche Datendieb zwölf Jahre lang im Geschäft mit Telefonwerbung gearbeitet. Vor zwei Jahren habe er Kundendaten der Süddeutschen Klassenlotterie (SKL) auf CD gebrannt. "Es waren bis zu 2,5 Millionen Datensätze - ich habe sie dreimal verkauft", zitierte die Zeitung den Mann. Aus den Daten seien dann die 17000 Datensätze mit Kontoverbindungen gefiltert worden.
Kunden des Mannes waren offenbar auch die Geschäftsführer des Viersener Callcenters, gegen die die Mönchengladbacher Staatsanwaltschaft derzeit ermittelt. Sie haben die Daten dann mutmaßlich an eine Lübecker Firma aus dem Sicherheitsbereich weiterverkauft, die damit möglicherweise selbst ein Callcenter aufbauen wollte. Das aber hatte die Staatsanwaltschaft Lübeck offensichtlich verhindert, als sie dort am vergangenen Mittwoch eine Razzia durchführte und die Daten sowie einige Computer beschlagnahmte.
Wie der Lübecker Oberstaatsanwalt Schultz unserer Zeitung sagte, wollte der beschuldigte Firmenchef (36) "wohl auf einen gewissen Zug aufspringen und mit den Daten einen neuen Geschäftszweig eröffnen". Allerdings mit sehr bescheidenen Mitteln: Die beschlagnahmten Computer hatten laut Schultz "einen fast schon musealen Charakter".