Lehrerverbände verlangen Reformstopp
Schulen seien am Rand des Machbaren, die Lehrer erschöpft.
Düsseldorf. Nordrhein-westfälische Lehrerverbände gehen auf die Barrikaden. Sie verlangen für die nächsten zwei Jahre von der schwarz-gelben Landesregierung einen Stopp neuer Reformvorhaben. "Die Reformflut hat die Schulen an den Rand des Machbaren und die Lehrer an die Grenzen physischer und psychischer Belastbarkeit geführt", sagte der Landeschef des Philologenverbandes, Peter Silbernagel.
Die Politik müsse endlich den Schulen die Chancen einräumen, in Ruhe pädagogisch zu arbeiten. Dazu gehöre, die Zahl der Pflichtstunden in sämtlichen Schulformen zu senken. Die Verbände der Lehrer an Berufs- und an Wirtschaftsschulen schlossen sich der Forderung an.
Die vergangenen Monate hätten gezeigt, dass "selbst das Schulministerium von der Welle reformhektischer Vorhaben überrollt wurde", betonte Silbernagel. Begonnene Reformen wie etwa Kopfnoten, zentrale Prüfungen, Schulzeitverkürzung oder die Wahl der Schulleiter müssten "seriös ausgewertet und - falls erforderlich - korrigiert" werden.
Neben einer schrittweisen Reduzierung der Klassengrößen ("Bei mehr als 28 Schülern pro Klasse ist individuelle Förderung unmöglich.") verlangen die Verbände eine Anhebung der Verbeamtungsgrenze. NRW verbeamtet Lehrer nur bis 35Jahre, in anderen Ländern liegt diese Grenze bei 45 bis 50 Jahren. Silbernagel: "Das hat zur Folge, dass Hessen oder Niedersachsen massiv unseren Lehrernachwuchs abwerben." Allein in den Berufskollegs seien aktuell ein Drittel der offenen Stellen unbesetzt.
Die Grünen legten derweil ein "5-Punkte-Sofortprogramm für bessere Schulen in NRW" vor. Darin fordern sie unter anderem, den Schulen die Entscheidung über Kopfnoten selbst zu überlassen. Auch soll den Kommunen die Möglichkeit gegeben werden, Gemeinschaftsschulen zu bilden.