Kaukasische Lektionen
Stehen wir vor einem neuen Kalten Krieg, einem jahrelangen Kampf um Geltung, Macht und Einflusszonen zwischen Amerika und Russland? Wohl kaum, zumindest nicht über das Maß hinaus, das zwischen konkurrierenden Mächten normal ist.
Die USA haben ihre Rolle als alleinige imperiale Ordnungsmacht, die die Welt nach ihren Interessen zu gestalten vermag, längst verloren - wenn sie nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion diese Rolle denn tatsächlich gehabt haben sollten. Und das wiedererstarkte Russland kann diesen Platz überhaupt nicht besetzen - selbst wenn es dies denn wollte.
Die Rhetorik aus Washington und Moskau mag an den Kalten Krieg erinnern - wenn die Rauchschwaden sich von den kaukasischen Gefechtsfeldern verzogen haben, werden die langfristigen Interessen wieder in den Blick geraten.
Russland kann und wird seine notwendige Modernisierung nicht durch außenpolitische Abenteuer gefährden wollen. Und die USA sind bei aller Konkurrenz um das kaspische Öl und Gas auf die Unterstützung Moskaus auf vielen internationalen Konfliktfeldern angewiesen.
Schnell wird der Ton sich allerdings nicht normalisieren, zu stark war der als Demütigung empfundene Gesichtsverlust in Washington. Am Ende aber wird eine nüchterne Bestandsaufnahme dessen stehen müssen, was mit Russland geht - und was mit Russland nicht geht.
eberhard.fehre@wz-plus.de