„Die wahre SPD“ Groschek warnt vor Linksruck der SPD - Gibt es einen Richtungsstreit in NRW?

Düsseldorf · In NRW läuft die Suche nach der „wahren SPD“. Ex-Landeschef Michael Groschek warnt vor einem Linksruck bei den Sozialdemokraten. Sebastian Hartmann dagegen fordert „Rot-Pur“ als Leitfaden für eine Neuausrichtung der SPD.

Michael Groschek führte die SPD in Nordrhein-Westfalen nach der verlorenen Landtagswahl 2017 ein Jahr lang.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Michael Groschek (62), Nordrhein-Westfalens ehemaliger SPD-Bauminister, stellt sich unter dem Titel „Die wahre SPD“ gegen einen Linksruck bei den Sozialdemokraten. „Uns eint der Wille zu verhindern, dass auf dem nächsten Bundesparteitag nur über Linksaußen gestürmt wird“, sagte der frühere SPD-Landesvorsitzende „faz.net“ (Sonntag). Nach Angaben Groscheks hätten sich unter anderem mehrere Bürgermeister, Geschäftsführer, ehemalige Wirtschaftsminister und Bundestagsabgeordnete angeschlossen, heißt es in dem Bericht.

„Die SPD muss sich darauf besinnen, dass sie die Volkspartei der linken Mitte ist“, sagte Groschek, der Mitglied im SPD-Bundesvorstand ist. Die SPD müsse immer für ökonomische Vernunft stehen. „Wir brauchen den wirtschaftlichen Erfolg, um die enormen Herausforderungen durch Klimawandel, Digitalisierung und Globalisierung finanzieren zu können.“ Die SPD müsse ihre industriepolitische Kompetenz zur Profilierung nutzen und keinesfalls die Grünen oder die Linkspartei imitieren.

Dem WDR sagte Groschek, „Die wahre SPD“ sei vielleicht ein anmaßender Titel – aber es komme darauf an, „dass wir in den Mittelpunkt unserer Politik die Alltagssorgen der Menschen stellen“. Die SPD muss nach ihrem Europawahl-Debakel und dem Rücktritt Andrea Nahles‘ als Partei- und Fraktionschefin eine neue Führungsspitze finden.

Der Oberhausener Groschek, der die SPD in NRW nach der verlorenen Landtagswahl 2017 ein Jahr lang führte, könnte mit seiner Initiative auch einen Richtungsstreit im eigenen Bundesland auslösen. Denn der aktuelle Landesvorstand unter seinem Nachfolger Sebastian Hartmann hat gerade einen Brief an das neue SPD-Führungstrio nach Berlin geschrieben, in dem er – neben einer frühen Einbeziehung der Mitglieder in Personalfragen – für seinen Begriff „Rot-Pur“ als Leitfaden für eine inhaltliche Neuausrichtung der Partei wirbt. Für ein deutlich linkes Profil also.

Auch mit anderen Parteikollegen liegt Groschek in seiner Argumentation über Kreuz: Sachsens SPD-Landeschef Martin Dulig etwa forderte, sich von der Bezeichnung „Volkspartei“ vollkommen zu verabschieden. Sie sei nur noch ein „sinnentleertes Etikett“. dpa/juki