Großkontrollen der Polizei nach tödlichen Lkw-Unfällen

Viele Fahrer schalten Notbremssysteme aus und surfen während der Fahrt im Internet: Im Bezirk Düsseldorf wird nun verstärkt kontrolliert.

Lkw sind auf Autobahnen immer wieder in schwere Unfälle verwickelt. (Symbolfoto)

Foto: Doro Siewert

Düsseldorf. Nach einer Serie tödlicher Lkw-Unfälle hat die Polizei im Rheinland am Dienstag eine einwöchige Kontrollaktion gestartet. Acht Menschen waren 2017 bei Unfällen mit Lastwagen auf den rund 700 Autobahnkilometern des Regierungsbezirks Düsseldorf getötet worden. Häufig wurden schwere Unfälle am Ende von Staus registriert. In den vergangenen drei Jahren hat sich ihre Zahl um 33 Prozent erhöht. Jüngst schlug das Schicksal einer Polizistin (23) hohe Wellen, die bei einem Lkw-Unfall auf der A 61 bei Viersen tödlich verunglückt war.

Während der Kontrollaktion „Schwer“ sind nun bis Freitag im gesamten Regierungsbezirk Düsseldorf 60 Polizisten täglich im Einsatz, um etwa von Brücken aus zu kontrollieren, ob die Fahrer abgelenkt sind. Teilweise werden die Lkw-Fahrer direkt rausgewunken, teils fotografiert und angezeigt. Bereits am ersten Tag seien mehr als 220 Abstandsverstöße und 18 Mal die verbotene Nutzung elektronischer Geräte am Steuer registriert worden.

Gefahrenquelle Nummer eins ist mangelnder Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug. Die Polizei habe auf den Autobahnen des Regierungsbezirks 2017 mehr als 5000 Abstandsverstöße registriert — ein Anstieg von 275 Prozent, der aber zum Teil den verstärkten Kontrollen geschuldet sei. „Wir können nur an die Vernunft und die Einsicht der Lkw-Fahrer appellieren“, sagt der Leitende Polizeidirektor Frank Kubicki im Hinblick auf die Erfahrung der Polizei, dass Lkw-Fahrer häufig völlig übermüdet hinterm Steuer säßen.

Die Polizei kritisierte zudem, dass viele Fernfahrer die elektronischen Notbremssysteme ausschalten. Sie sind bei neu zugelassenen Lkw seit 2015 Pflicht, die Abschaltung wird aber nicht geahndet. Sie sollen einen Mindestabstand zum vorausfahrenden Fahrzeug sicherstellen. Bei keinem der tödlichen Unfälle sei ein Notbremssystem vorhanden oder eingeschaltet gewesen.

„Die Fahrer schalten die Automatik gerne ab, weil sie im Windschatten des Vordermanns fahren und dadurch jede Menge Benzin sparen können“, erklärt Gundolf de Riese-Meyer, Leiter des Teams Verkehrsüberwachung bei der Autobahnpolizei. Wird ein Lkw-Fahrer dabei erwischt, sei nach aktueller Gesetzeslage nicht einmal ein Bußgeld fällig.

Weitere Gefahrenmomente liegen aus Sicht der Polizei in der Lebenssituation der Lkw-Fahrer: „Man muss sich klarmachen, dass das Führerhaus für die Fahrer häufig Wohnzimmer, Esszimmer und Büro zugleich ist“, erläutert de Riese-Meyer. „Was früher der CB-Funk war, sind heute die sozialen Netzwerke.“ Nur zu leicht ließen sich die Fahrer durch Handy oder iPad ablenken. Nach einem Unfall sei aber kaum nachzuweisen, dass der Fahrer dadurch abgelenkt war.

Wenn ein 40-Tonner mit Tempo 80 auf einen Pkw treffe, entspreche die kinetische Energie der Wucht eines 500 Kilometer schnellen Pkw. Bei solchen Unfällen wirke das 30-fache der Erdanziehungskraft auf den menschlichen Körper ein. „Das hält der menschliche Körper nicht aus“, sagt de Riese-Meyer.