WZ Exklusiv-Interview (1/3) Interview mit Petra Hinz: Thomas Kutschaty hat sich an keine Absprachen gehalten

Die SPD-Politikerin spricht über ihre Lebenslüge und findet deutliche Worte für den Chef der Essener SPD. (Teil 1/3)

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Düsseldorf. Wir treffen Petra Hinz im Irgendwo. Bis zu der Klinik, in der sich die gestrauchelte Bundesabgeordnete derzeit behandeln lässt, sind es vielleicht 30 Autominuten. Zurück zu Selbstwert und Würde ist es noch ein sehr langer Weg. Die Therapie soll ihr dabei helfen. Aufarbeiten. Etwa, warum hat sie ihren Lebenslauf geschönt und diesen Fehler nie korrigiert hat. Aber auch die Öffentlichkeit hat Fragen: Wer wusste davon, wann legt sie ihr Bundestagsmandat nieder, bleibt sie in der SPD? Petra Hinz gibt im Interview mit unserer Zeitung die wichtigsten Antworten. Schonungslos sich selbst gegenüber. Und sie findet deutliche Worte in Richtung der Essener SPD und deren Chef Thomas Kutschaty, NRW-Justizminister.

Frau Hinz, fangen wir gleich mit der dringlichsten Frage an: Wann legen Sie Ihr Bundestagsmandat nieder?

Petra Hinz: Sobald ich die Klinik verlassen kann, das bestimmen aber die Ärzte. Ich habe gleich am Abend des 19. Juli, als meine Lebenslauf-Lüge öffentlich wurde, mit Thomas Kutschaty telefoniert, ihm meinen Rückzug erklärt und am Tage drauf das entsprechende Schreiben an den Bundestagspräsidenten aufgesetzt. Wir hatten diese Zeitschiene vereinbart.

Aber Sie könnten Ihr Mandat bei jedem Notar niederlegen. Warum tun Sie das nicht?

Hinz: Abgesehen von der Verabredung, an die ich mich halten möchte: Ich werde dieses Mandat, was mir sehr viel bedeutet, nicht einfach bei einem Notar niederlegen, sondern ich werde behutsam und respektvoll damit umgehen. Als ich den Brief an Herrn Dr. Lammert aufsetzte, war er im Urlaub, jetzt bin ich krankgeschrieben. Es ist mein Mandat, das mir die Wähler verliehen haben. Ich habe entschieden, es zurückzugeben, weil ich einen großen Fehler gemacht habe, den ich zutiefst bedaure und nicht mehr korrigieren kann.

Es steht der Vorwurf im Raum, Sie würden gern noch die Diäten mitnehmen.

Hinz: Das ist, mit Verlaub, lächerlich. Zumal ich bis zum Ende der Legislaturperiode eine Übergangszahlung in gleicher Höhe erhalte. Darum geht und ging es mir nie, sondern, so pathetisch es klingen mag, um ehrliche sozialdemokratische Werte. Darum, Essener Interessen in Berlin zu vertreten. Das habe ich elf Jahre lang mit Leidenschaft tun dürfen. Daran hat auch nie jemand gezweifelt.