Polizei sucht in Niedersachsen und NRW Beweise für extremistische Netzwerke Razzien gegen islamistische Prediger

Düsseldorf. Die Polizei geht in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen mit Razzien gegen mutmaßliche Islamisten vor. Seit dem frühen Mittwochmorgen waren Beamte in mehreren Städten im Einsatz, darunter Duisburg, Dortmund, Hildesheim, Düsseldorf und Tönisvorst.

Polizisten verlassen am Mittwoch nach einer Durchsuchung ein Haus in Hildesheim. Die Polizei in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen hat Durchsuchungen bei drei mutmaßlichen Unterstützern der Terrororganisation „Islamischer Staat“ vorgenommen.

Foto: Christian Gossmann

Insgesamt wurden fünf Wohnungen und ein Geschäft von drei verdächtigen Personen durchsucht. Laut Medienberichten gab es auch in Dinslaken einen Einsatz, bei dem eine Person verhaftet wurde. Bereits am Dienstag ist es in Mutterstadt (Rheinland Pfalz) zu einer Festnahme gekommen.

Polizisten stehen am Mittwoch in Duisburg vor einem türkischen Reisebüro. In mehreren Städten Nordrhein-Westfalens sind am Morgen Razzien angelaufen, die sich offensichtlich gegen Verdächtige mit islamistischem Hintergrund richten.

Foto: Marcel Kusch

Die Durchsuchungen richteten sich demnach gegen Prediger, die junge Männer für den bewaffneten Kampf in Syrien und im Irak rekrutieren sollen. Einem Bericht der "WAZ" zufolge, suchte die Polizei bei der Aktion Beweise für extremistische Netzwerke. Der Staatsschutz erhoffe sich von dem Einsatz Beweismaterial und weitere Erkenntnisse über die Aktivitäten mehrerer Männer, die bereits seit Längerem im Fokus der Behörden stünden.

Islamisten-Razzia in Düsseldorf
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„Die Durchsuchungen zeigen, dass die NRW-Polizei nicht dabei nachlässt, die islamistische Szene auszutrocknen“, sagte Innenminister Ralf Jäger am Nachmittag bei einer Pressekonferenz. „Wer meint, hier unbehelligt hetzen und junge Männer für den bewaffneten Kampf in Syrien und im Irak rekrutieren zu können, liegt daneben. Unsere Sicherheitsbehörden tun alles in ihrer Macht stehende, um zu verhindern, dass die salafistischen Verführer Kinder und Jugendliche ihrer Gehirnwäsche unterziehen.“

Die beiden in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz festgenommenen Männer haben nach Angaben von Jäger keine konkreten Anschlagspläne verfolgt. Die Staatsanwaltschaft ermittele gegen mehrere Personen im Zusammenhang mit möglichen Gewalttaten in Syrien, sowie "möglicherweise vagen Anschlagsplanungen hier in Deutschland", sagte er am Mittwoch in Düsseldorf. Insbesondere gebe es keine konkreten Hinweise auf tatsächliche Anschlagspläne gegen eine Begegnung in der Fußball-Bundesliga.

Hausdurchsuchung bei islamistischem Prediger in Tönisvorst
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Hausdurchsuchung bei islamistischem Prediger in Tönisvorst

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Die Deutsche Presse-Agentur berichtet von drei Beschuldigten, die verdächtigt werden, seit Januar 2015 und Juli 2015 Mitglieder und Unterstützer für den IS geworben zu haben. Einer der mutmaßlichen Islamisten soll darüber hinaus die Terrororganisation finanziell und logistisch unterstützt haben.

In Duisburg beobachteten Augenzeugen Polizeieinheiten vor einem Reisebüro mit türkischem Namen. Der Inhaber des Reisebüros steht im Verdacht, Kontakt zu zwei Jugendlichen gehabt zu haben, die einen Anschlag auf ein Gebetshaus der Sikh-Religionsgemeinschaft in Essen verübt haben sollen. Er habe dies aber bestritten.

In Düsseldorf gab es einem Polizeieinsatz im Maghreb-Viertel, in Oberbilk. Medien berichten, dass ein Auto aufgebrochen und durchsucht wurde. Auch eine Wohnung an der Lessingstraße wurde durchsucht.

In Tönisvorst fanden Durchsuchungen in einem Einfamilienhaus in der Gelderner Straße statt. Schräg gegenüber der historischen Streuff-Mühle rückten Beamte in Uniform und Zivil mit mehreren Autos an. Auch Hunde sind bei der Durchsuchung der Räume eingesetzt worden. Es wurde Computer und weiteres Material sichergestellt.

Im gleichen Haus hatte es bereits vor vier Jahren eine Razzia gegeben, die sich gegen den islamistischen Prediger Abu Walaa richtete. Der Iraker gehört der Frankfurter Gruppe „Dawa“ an, was „Ruf zum Islam“ bedeutet. Ungefähr 20 Beamte waren im Einsatz. dpa/afp/red/wd