Keine Abkehr von G8 in NRW - Schüler fordern Aus für „Turbo-Abi“

Die in zahlreichen Bundesländern hochgespülte Protestwelle gegen das „Turbo-Abitur“ ist auch auf NRW übergeschwappt. Noch kann Schulministerin Löhrmann die Dämme halten: Bis zum Herbst wird erstmal weiter diskutiert. Die Turbo-Abi-Gegner bleiben aber aktiv.

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Düsseldorf (dpa). In Nordrhein-Westfalen wird es vorerst keine Abkehr von der Schulzeitverkürzung am Gymnasium geben. Allerdings sollen bis zum Herbst konkrete Vorschläge zur Verbesserung des achtjährigen gymnasialen Bildungsgangs (G8) erarbeitet werden.

NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) schloss am Dienstag eine Rückkehr zu G9 zwar nicht ausdrücklich aus. Sie machte aber ihre Präferenz für eine Optimierung des verkürzten Bildungsgangs deutlich. „Jetzt alles auf Knopfdruck wieder umzustellen, davor warnen sehr viele Vertreter, die ganz konkret Schule gestalten“, sagte Löhrmann im WDR-„Morgenecho“.

Am Montagabend hatten sich rund 45 Vertreter von Eltern, Lehrern, Schülern, Wirtschaft und Politik in der Düsseldorfer Staatskanzlei zu einem über dreistündigen Meinungsaustausch zum „Turbo-Abitur“ getroffen. Eine Empfehlung zur Beibehaltung oder Abschaffung von G8 stand an dem Runden Tisch nicht zur Entscheidung an. Stattdessen einigten sich Befürworter und Gegner nach intensiver Diskussion darauf, in drei Arbeitsgruppen eine Bestandsanalyse vorzunehmen und nach Lösungen zu suchen.

„Damit wird nichts auf die lange Bank geschoben, aber es soll eben auch nichts übers Knie gebrochen werden“, sagte Löhrmann. In den Arbeitsgruppen sollen Möglichkeiten zur Entlastung der Schüler, Ganztagsangebote, das Verhältnis von Schule und Freizeit sowie der Umstellungsprozess von G8 auf G9 beleuchtet werden.

Die Vizevorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Eva-Maria Voigt-Küppers, bilanzierte in einer Mitteilung: „Jetzt ist es noch viel zu früh, um konkrete Aussagen über die Schulzeitverkürzung zu treffen. Wir benötigen eine detaillierte Aufarbeitung.“ Die schulpolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion, Sigrid Beer, verlangte, die Lehrpläne zu durchforsten und die Schüler deutlich von Hausaufgaben zu entlasten.

Die Bürgerinitiative „G-ib-8“ und die Landesschülervertretung (LSV) bleiben bei ihrer Forderung, zu G9 zurückzukehren, wollen sich aber in die Arbeitsgruppen einbringen. „Wir sind weiterhin für einen Wechsel zum Abitur in neun Jahren“, unterstrich Vanessa Katharina Seiffert vom LSV-Vorstand. „Schüler haben lange genug das Versuchskaninchen gespielt.“

Die Sprecherin der Bürgerinitiative, Anja Nostadt, sagte der Nachrichtenagentur dpa in Düsseldorf: „Uns wird es so lange geben, bis in NRW neun Jahre am Gymnasium möglich sind.“ Ihr gehe es aber nicht um eine Wahlmöglichkeit zwischen G8 und G9 wie in Hessen, sondern um eine flächendeckende Umstellung. Ein Elternbündnis sammelt bereits Unterschriften für eine entsprechende Volksinitiative.