Kita: Wer sein Kind zu spät abholt, soll zahlen
Die Stadt Leichlingen will von unpünktlichen Eltern eine Strafe kassieren.
Düsseldorf. In den städtischen Kindertagesstätten in Leichlingen bei Leverkusen gibt es ein massives Zeitproblem. Dort kommt es so häufig vor, dass Kinder zu spät von ihren Eltern abgeholt werden, dass die Stadt zu einer drastischen Maßnahme greifen will.
Am Donnerstag stimmt der Stadtrat über ein Bußgeld ab, das im Volksmund schon als „Kita-Knöllchen“ bezeichnet wird. Wer sein Kind wiederholt und ohne Begründung zu spät abholt, soll pro angefangener Viertelstunde zehn Euro zahlen.
„Es geht uns nicht um die berufstätige Mutter, die auf dem Weg zur Kita im Stau steht“, sagt Ute Gerhards, Sprecherin der Kommune. Vielmehr ginge es um „renitente Fälle“, die dafür sorgen, dass die Erzieher mehrfach in der Woche Überstunden schieben müssen. Diese müssten schließlich abgefeiert werden, und so würde die Betreuung ganzer Gruppen beeinträchtigt.
In Leichlingen werden in zwei städtischen Kitas insgesamt 175 Kinder betreut. Geöffnet sind sie von sieben bis 17 Uhr. „Einmal saß eine Erzieherin noch um 21 Uhr mit einem Kind dort. Die Eltern hatten es schlichtweg vergessen“, erinnert sich Gerhards.
In Hessen sind „Kita-Knöllchen“ bereits üblich. Laut einem Urteil des Verwaltungsgerichts Gießen aus dem Jahr 2008 sind diese Zusatzgebühren rechtens, wenn sie ausdrücklich in der Kita-Satzung verankert sind.
Auch in unserer Region wird nun über die Strafgebühr diskutiert. Laut Ute Gerhards haben sich bereits private Einrichtungen aus Nachbarstädten gemeldet und Interesse an dem Konzept bekundet. In den Stadtverwaltungen dagegen herrscht Ablehnung — auch wenn das Problem fast überall bekannt ist.
Ute Tiegeler, Amtsleiterin für den Bereich Schule, Kitas und Sport bei der Nachbarstadt Langenfeld, sagt: „Geld löst das Problem nicht. Wer es sich leisten kann, nimmt die Strafe in Kauf.“