Krebszentren Köln / Essen: Zusammenarbeit statt Konkurrenz

Die Unikliniken der beiden Städte schließen einen Kooperationsvertrag. Weitere Zentren sollen in den nächsten Jahren noch folgen.

 Die Onkologie-Zentren in NRW wollen ihre Kräfte bündeln. (Symbolbild)

Die Onkologie-Zentren in NRW wollen ihre Kräfte bündeln. (Symbolbild)

Düsseldorf. Die Onkologie-Zentren in NRW wollen ihre Kräfte bündeln — im Interesse der Forschung und der Patienten. Den Anfang machten am Montag die Universitätskliniken Essen und Köln mit der Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung. „Die Medizin ist in einem fundamentalen Umbruch“, kommentiert Professor Edgar Schömig, Ärztlicher Direktor der Uniklinik Köln, die Bildung des Cancer Centers Cologne Essen (CCCE). Die Vernetzung diene dazu, Forschungsergebnisse möglichst schnell „in die Versorgung einzelner Patienten umzumünzen“.

Mittelfristig wollen die beiden Zentren noch weitere Partner mit ins Boot holen. Das Onkologiezentrum in Köln arbeitet ohnehin schon mit der Uniklinik Bonn zusammen und hat bereits Gespräche mit Aachen und Düsseldorf geführt. Gemeinsam, so Schömig, wolle man bei der Deutschen Krebshilfe einen Antrag auf Anerkennung als Exzellenzzentrum stellen. Auch Essen strebt an, weitere Standorte zu integrieren. Gespräche mit Münster, Bielefeld und Bochum seien geplant, kündigt Professor Jochen Werner, Ärztlicher Direktor der Uniklinik Essen, an. Langfristig schwebt den Partnern gar vor, alle Einrichtungen der Krebsversorgung in NRW zu verbinden. Das sei aber eine Arbeit von Jahren.

Im Mittelpunkt des neuen Netzwerks werde die Informationstechnologie stehen, so Werner. Das gelte nicht nur für die Erfassung der Patientendaten, sondern vor allem auch für die genetischen Informationen, die aus der Untersuchung der einzelnen Tumoren hervorgehen. Ziel ist es, sich daraus ergebende personalisierte Therapieformen schneller möglichst vielen Patienten zur Verfügung stellen zu können. Sie könnten nicht erst bei der Zulassung neuer Therapien profitieren, „sondern schon bei klinischen Studien“, stellt Schömig in Aussicht.

„Früher waren die Krebszentren Konkurrenten, aber das ist vorbei“, sagt Professor Michael Hallek, Vorstandsvorsitzender des Kölner Onkologiezentrums. Durch die Vernetzung wolle man nicht nur die Einführung und Standardisierung von Innovationen beschleunigen und verbessern, „wir wollen mit Innovationen aus NRW auch in die Welt gehen“.

In diesem Anspruch wird ein weiteres Ziel der angestrebten Zusammenarbeit deutlich: eine stärkere Position im Kampf um die dringend benötigten Forschungsgelder. „Ohne sie können wir nichts bewegen“, sagt Schömig. Ein Blick richtet sich auf den Bund, den man überzeugen will, das gemeinsame Projekt finanziell zu unterstützen.

NRW-Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen ist bereits überzeugt: „Überlebenschancen und Lebensqualität erkrankter Menschen haben sich in den vergangenen Jahrzehnten erheblich verbessert. Künftig sollen die Bedürfnisse der Menschen noch unmittelbarer in die Fragestellungen der Krebsforschung einfließen.“ Man wolle neue nationale und internationale Maßstäbe setzen. Schon heute gilt: Während die Zahl der Neuerkrankungen aufgrund der Demografie deutlich steigt, bleibt die Zahl der Todesfälle pro Jahr stabil, Beleg für wachsende Therapieerfolge. Das CCCE wird künftig im jährlichen Wechsel an einem der beiden Standorte eine Krebs-Konferenz ausrichten. Mit ihr sollen sowohl medizinische und wissenschaftliche Experten als auch Patientenorganisationen angesprochen werden.