Merkel macht Energie zur Chefsache
Unternehmen: Kanzlerin startet Tour zu zehn Standorten in Deutschland.
Rostock. Kurz bevor der Hubschrauber der Kanzlerin landet, kommt der ersehnte Wind doch noch auf. Die Windräder drehen sich, als Angela Merkel (CDU) am Mittwoch ihre "Energie-Reise" im Windpark Ravensberg-Krempin in Mecklenburg-Vorpommern startet. Alles andere wäre wohl Wasser auf die Mühlen der Atomwirtschaft gewesen.
Zwar sind die erneuerbaren Energien auf dem Vormarsch. Derzeit machen sie jedoch erst 16 Prozent der Bruttostromerzeugung in Deutschland aus. Der Anteil der Windenergie beläuft sich auf 6,3 Prozent. Und einer der Kritikpunkte der Kernkraftbefürworter lautet, dass Wind und Sonne keine verlässlichen Stromlieferanten seien, wenn es regne oder kein Lüftchen wehe.
Während Merkel sich an diesem ersten Tag ihrer Tour zu zehn Energie-Standorten neben dem Windpark Krempin noch beim Windmühlenhersteller Nordex in Rostock über Situation, Forderungen und Ansichten der Windwirtschaft informiert, tobt auf einer ganz anderen Baustelle der Streit um das geplante schwarz-gelbe Energiekonzept. Die Atomwirtschaft will verhindern, dass sie - quasi im Gegenzug für ihre voraussichtlichen Milliardeneinnahmen durch längere Laufzeiten für die Kraftwerke - die von der Regierung geplante Brennelementesteuer zahlen muss.
In Krempin betonte Merkel die Notwendigkeit, die Atomenergie als Brücke in ein neues Zeitalter der erneuerbaren Energien zu nutzen. Deren Anteil bei der Stromproduktion werde Schritt für Schritt erhöht. "Aber noch brauchen wir natürlich Brücken, sowohl bei der Kernenergie als auch bei Kohle als auch bei Gas."
Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) begleitete Merkel bei ihrem Rundgang durch die Firma Nordex. Er fordert von der Bundesregierung, sich stärker auf den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien zu konzentrieren. In seinem Bundesland seien durch den Bau und Betrieb von Windkraftanlagen 3800 Arbeitsplätze entstanden.