Röttgen will eine offene CDU
Parteien: Der Bewerber um den Landesvorsitz gibt eine höchst selbstbewusste Bewerbung ab.
Düsseldorf. Mit einem Plädoyer für eine offene Diskussionskultur und eine Rückbesinnung auf christliche Werte begründete gestern Bundesumweltminister Norbert Röttgen seine Kandidatur für den CDU-Landesvorsitz. Er will Nachfolger des ehemaligen Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers werden.
"Da gibt es sicherlich Nachholbedarf, ich will ein deutlicheres Profil", sagte Röttgen gestern in der Düsseldorfer CDU-Landeszentrale. Und er gab ein Versprechen ab: "Ich will Ministerpräsident werden. Aber wenn das nicht klappt, dann würde ich auch Oppositionsführer werden. Wenn meine Partei das will." Der Meckenheimer Röttgen setzt klar auf die Landespolitik. Das weiß jetzt auch der Aachener Armin Laschet, der gegen ihn antritt.
Vor rund 50 Journalisten gab Röttgen eine einstündige Bewerbung ab. Geschickt vermied der nach einem mehrwöchigen Österreich-Urlaub gebräunte und fit wirkende 45-Jährige eine persönliche und direkte Abrechnung mit Rüttgers oder seinem Kontrahenten Laschet. Und wurde dann doch deutlich.
"Ich will eine breitere und offenere Form des Umgangs miteinander innerhalb der Partei", sagte Röttgen. Das sei zwar keine Kritik an Rüttgers, aber "eine notwendige Veränderung in Stil und Form". Röttgen hatte sich nach Informationen unserer Zeitung vor allen Dingen über die Bespitzelung per Video-Kamera der SPD-Landesvorsitzenden Hannelore Kraft erregt.
Für den langjährigen Landesminister Laschet (49), der bereits zu Monatsbeginn seine Kandidatur erklärt hatte, hatte Röttgen nur sehr höflich verpackten Spott übrig. "Armin Laschet hat ja bundesweit eine gewisse Bekanntheit über das Thema Integration gewonnen", sagte Röttgen.
Und diktierte in die Blöcke, wie er sich selbst sieht: "Meine Themen waren Anfang der 90er Jahre auch Integration, dann die Innen- und Rechtspolitik, Außenpolitik, die Globalisierung, die Finanzmärkte, der Verbraucherschutz, die nachhaltige Wirtschaft, die Energiepolitik und der schonende Umgang mit den Ressourcen." Diese Politikfelder sind so anspruchsvoll und umfassend, dass selbst die Kanzlerin kaum noch etwas hinzuzufügen hätte.
Gleichwohl geht Röttgen mit seiner Bewerbung ein großes Risiko ein. Seine Rolle in Berlin wird dort immer kritischer gesehen - vor allem wegen seiner bei der Süd-CDU und bei der SU als viel zu weich empfundenen Position in der Atomfrage.
Bei seiner Kandidatur für den Landesvorsitz hat Röttgen bisher nur Fürsprecher aus der zweiten Reihe hinter sich versammeln können. Strippenzieher wie etwa die Bezirkschefs Ronald Pofalla (Niederrhein), Karl-Josef Laumann (Münsterland und Fraktionschef im Landtag), Elmar Brok (Ostwestfalen-Lippe) und Eckhard Uhlenberg (Südliches Westfalen) haben sich für Laschet ausgesprochen.
Röttgen wird von Oliver Wittke (Bezirk Ruhr) gestützt, der sein Generalsekretär werden soll. Der Amtsinhaber Andreas Krautscheid ist im Laschet-Lager und trotz einer alten Freundschaft zu Röttgen damit auf dessen Streichliste.