"Ich stelle mich" Ministerpräsidentin Kraft ist „froh, dass die Grenzen erstmal dicht sind“

Hannelore Kraft muss derzeit viel Kritik einstecken. In der WDR-Sendung „Ich stelle mich“ nimmt sie jetzt dazu Stellung - und zeigt sich nebenbei auch von ihrer privaten Seite.

Die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) posiert nach der Aufzeichnung der Show "Ich stelle mich" in Köln.

Foto: Henning Kaiser

Köln (dpa). Die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft hat sich erleichtert darüber geäußert, dass zurzeit nur noch wenige Flüchtlinge nach Deutschland kommen. Natürlich müsse man weiterhin möglichst vielen Menschen helfen, aber andererseits seien die Aufnahmekapazitäten einfach erschöpft gewesen. „Wir waren in den Strukturen überfordert“, sagte Kraft bei der Aufzeichnung der WDR-Fernsehsendung „Ich stelle mich“. „Deshalb bin ich schon froh, dass die Grenzen jetzt erstmal dicht sind.“

In den vergangenen Monaten hatte Kraft viel Kritik einstecken müssen. Es wurde darüber spekuliert, ob sie amtsmüde sei. In Zeitungsartikeln erkenne sie sich oft nicht wieder, sagte sie nun dazu. Sie frage sich dann: „Von wem schreiben die da?“

Besonders viel Kritik hatte die SPD-Politikerin für ihr Verhalten nach der Kölner Silvesternacht einstecken müssen. Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) hatte zum Beispiel angemerkt, Kraft habe sich nach den Gewaltexzessen der Silvesternacht nicht bei ihr gemeldet. Dazu sagte Kraft: „Frau Reker hatte ja so eine Aussage getätigt, und die fand ich nicht gut.“ Damit meinte sie Rekers Rat, Frauen sollten im Gedränge immer eine Armlänge Abstand halten. Vielleicht sei es aber auch „falsch“ gewesen, Reker nicht anzurufen, räumte Kraft selbstkritisch ein.

Kraft wehrte sich gegen Vorwürfe, weder ihre Wirtschafts- noch ihre Sozialpolitik seien erfolgreich. Experten hätten NRW gerade wieder zu Europas Zukunftsregion Nummer eins erklärt. „So schlecht kann es ja hier dann nicht sein“, sagte sie. Der Dialog mit der Wirtschaft sei zudem exzellent. Als der Journalist Ulrich Reitz ihr vorhielt, die Kinderarmut wachse in NRW schneller als in jedem anderen Bundesland, erwiderte sie, ihre vorbeugende Politik brauche Zeit: „Die Wirkung auf Kinderarmut wird erst später sichtbar sein.“ Das Präventionsprojekt „Kein Kind zurücklassen“ ist ein zentrales Vorhaben der rot-grünen Regierung in Düsseldorf.

Kraft (55) erzählte in der Sendung auch etwas über sich als Privatperson. Im Alltag beteilige sie sich nicht an der Hausarbeit, weil sie erst spät nach Hause komme, sagte sie. „Ich bin dann wirklich so platt, dass ich mich aufs Sofa setze.“ So bleibe das meiste an ihrem Mann Udo hängen.