Nachtabschaltung: Ampeln aus – weniger Strom, mehr Unfälle
Viele Städte wollen Kosten sparen, erhöhen aber das Unfallrisiko. Jetzt schreitet das Land ein.
Düsseldorf. Die gängige Praxis der meisten Kommunen, nachts Ampeln auszuschalten, steht auf dem Prüfstand. Anlass dafür sind Berichte des Gesamtverbandes der deutschen Versicherungswirtschaft und der Bundesanstalt für Straßenwesen. Danach soll die Nachtabschaltung an Straßenkreuzungen zu mehr Unfällen geführt haben.
Nun hat das NRW-Verkehrsministerium eingegriffen. "Wir sehen, dass in den Kommunen nicht sorgsam genug mit diesem Thema umgegangen wird", sagt Georg Stüben, Referent für Verkehrssicherheit. Das Ministerium forderte Unfallstatistiken von den Kommunen ein und setzte Grenzen: "Ab zwei Unfällen pro abgeschalteter Ampelanlage muss die Anlage sofort wieder angeschaltet werden."
In einer Studie untersuchte die "Unfallforschung der Versicherer" (UDV) bereits 2007 in Dresden die Auswirkungen von "toten" Ampeln auf die Unfallstatistik: 300 Verkehrsunfälle pro Jahr, mehr als hundert Verletzte. Diese Statistiken ließen sich ohne weiteres auf andere Großstädte wie Düsseldorf, Duisburg oder Köln übertragen, so die UDV. Nach den Berechnungen sei das Unfallrisiko an einer Kreuzung nachts doppelt so hoch.
Grundsätzlich sieht die Allgemeine Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrsordnung im Paragraphen 37 vor, dass Ampeln dauerhaft in Betrieb zu halten sind. Eine Abschaltung bei Nacht ist nur in Ausnahmefällen und bei einzelner Prüfung möglich.
Im NRW-Verkehrsministerium wünscht man sich nun konkretere Vorgaben des Bundes für die Ampelabschaltung. Zwar sollen die Richtlinien in Kürze vom Bundesverkehrsministerium aktualisiert werden, aber hinsichtlich der Umschaltung auf gelbes Blinklicht würde sich der Text nicht ändern. Die Städte können weiter entscheiden, welche Ampeln sie von 23Uhr bis fünf Uhr morgens an- oder ausknipsen - selbst wenn die Polizei vor der erhöhten Unfallgefahr warnt.