NRW führt islamischen Religionsunterricht ein
Düsseldorf (dpa). Als erstes Bundesland führt Nordrhein-Westfalen zum kommenden Schuljahr schrittweise islamischen Religionsunterricht als ordentliches Lehrfach ein. Eine entsprechende Ergänzung des Schulgesetzes beschlossen am Mittwoch die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen gemeinsam mit der oppositionellen CDU im Düsseldorfer Landtag.
Die FDP enthielt sich, die Linken stimmten dagegen.
Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) sagte, die Einführung des bekenntnisorientierten islamischen Religionsunterrichts sei ein wichtiges Zeichen für mehr Integration und Teilhabe der Muslime. In NRW drücken rund 320.000 Kinder und Jugendliche islamischen Glaubens die Schulbank. Derzeit wird an 130 Schulen im bevölkerungsreichsten Bundesland Islamkunde angeboten, wobei es dabei um eine Wissensvermittlung über die Religion geht.
Beim bekenntnisorientierten Unterrichtsfach steht dagegen der Glaube im Mittelpunkt, vergleichbar dem katholischen oder evangelischen Religionsunterricht. Der Verband Bildung und Erziehung (BVE) lobte, nun sei eine Gleichstellung des islamischen Religionsunterrichts mit dem der christlichen Religionen erreicht. Das sei ein großer Schritt nach vorn. Zunächst ist eine schrittweise Einführung geplant. Eine flächendeckende Versorgung wird laut Schulministerium in naher Zukunft nicht möglich sein, weil einige wichtige Voraussetzungen - darunter auch entsprechend ausgebildete Lehrkräfte - fehlen. Je nach Nachfrage auf Schülerseite und Entwicklung auf der Lehrerseite soll das Unterrichtsangebot aber sukzessive auf die Schulen des Landes ausgeweitet werden, sagte eine Sprecherin.
Der islamische Religionsunterricht wird in NRW ab dem Schuljahr 2012/13 in deutscher Sprache, unter deutscher Schulaufsicht und von hierzulande ausgebildeten Lehrkräften erteilt. Übergangsweise ist nun ein Beirat vorgesehen, den das Landesschulministerium bildet. Der Beirat soll die Anliegen der islamischen Glaubensgemeinschaften vertreten und an der Erstellung der Unterrichtsvorgaben beteiligt werden. In dem Gremium sitzen vier Vertreter der organisierten Muslime, den die islamischen Verbände benennen, sowie vier vom Ministerium bestimmte Vertreter - muslimische Personen des öffentlichen Lebens und Religionsgelehrte.